Wie wichtig sind Führerschein, Markenkleidung und Handy? Und sind die Eltern ein Vorbild? Das Hamburger Abendblatt hat sich mit vier Jugendlichen getroffen. Überraschende Antworten.

Lange dauert es nicht mehr. Dann haben sie ihr Abschlusszeugnis in der Hand. Dann können sie selber wählen, wie sie ihr Leben leben wollen. Können Vollgas geben oder erst mal abhängen. Können ferne Länder entdecken oder sich an der Uni einschreiben. Können endlich faul – oder fleißig sein, um dann – ja, um was eigentlich zu erreichen?

Das Hamburger Abendblatt hat sich mit vier Jugendlichen getroffen, um herauszufinden, wonach sie streben und was ihnen wichtig ist: vom Führerschein, über Facebook-Freunde und die erste eigene Wohnung. Herausgekommen ist eine entspannte Gesprächsrunde – die sich in vielem einig war. Zora, 17, Pedram, 17, Daniel, 19, und Katharina, 15, geben einen kleinen Einblick, was die Generation U20 ausmacht.

Führerschein und eigenes Auto?

Endlich 18! Es ist noch nicht lange her, da war damit selbstverständlich nur eines gemeint: der Lappen und die Karre. Alkohol trinken und Sex haben, haben die meisten schon vorher erledigt. Der Führerschein als wahre Eintrittskarte ins Erwachsenenalter?

Daniel: Mir war der Führerschein von Anfang an sehr wichtig, deswegen habe ich ihn mit 17 gemacht. Seit ich 18 bin, darf ich alleine fahren. Bei dem Führerschein geht es um Freiheit, das gehört zum Erwachsenwerden dazu. Klar gibt’s auch Bus und Bahn, aber das hat ja mit Freiheit wenig zu tun.

Ein eigenes Auto zu haben ist mir erst mal nicht so wichtig, meist kann ich eins meiner Eltern fahren. Sollte ich mir doch mal eins kaufen, ist die Marke egal – Hauptsache schnell und kein Frauenauto wie einen Fiat, lieber BMW.

Pedram: Ich lass mir Zeit mit meinem Führerschein, bin jetzt schon seit einem Jahr dabei. Im Moment finde ich das noch nicht wichtig – höchstens für später, wenn ich vielleicht außerhalb von Hamburg arbeiten werde.

Zora: Ich möchte im Gegensatz zu den meisten anderen in meinem Jahrgang erst mal keinen Führerschein machen. Warum auch? Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man prima überall hin. Außerdem ist mir das zu teuer, das Geld gebe ich lieber für andere Dinge aus. Und dann gibt’s auch noch den Umweltaspekt: Darüber sollte sich jeder Gedanken machen, ob es sein muss, sich für jede kleine Strecke ins Auto zu setzen. Carsharing finde ich eine gute Alternative. Dass der HVV regelmäßig die Preise erhöht, verstehe ich aber nicht.

Katharina: Für mich spielt der Umweltaspekt auch eine große Rolle. Den Führerschein mit 17 zu machen ist aber trotzdem wichtig, weil man ihn ja vielleicht später im Beruf braucht. Ob ich dann sofort ein eigenes Auto haben möchte, bezweifle ich. In Hamburg und anderen großen Städten, in denen ich gern leben möchte, ist doch niemand wirklich auf ein Auto angewiesen.

Ausziehen und eigene Wohnung?

Wen interessiert es, ob man sein Zimmer aufgeräumt, die Nacht zum Tag gemacht oder mal wieder nicht abgewaschen hat? In der ersten eigenen Wohnung endlich niemanden mehr. Also nichts wie raus?

Pedram: Für die Zeit des Studiums möchte ich noch nicht ausziehen – auf jeden Fall nicht, wenn ich in Hamburg einen Platz bekomme. Und zu Hause ist es einfach schön und bequem, weil sich die Familie um Einkäufe und Essen kümmert. Und auch aus finanziellen Gründen macht es doch keinen Sinn, direkt auszuziehen.

Katharina: Das Thema Ausziehen beschäftigt mich noch nicht. Die Freiheit zu Hause ist im Augenblick noch groß genug. Wenn ich nach dem Abitur in Hamburg bleibe, würde ich nicht sofort ausziehen, glaube ich.

Daniel: Wenn man in der Heimatstadt studiert, ist es doch erst mal besser, wenn man zu Hause wohnen bleibt. Studienbeginn ist an sich aufregend genug, da muss man sich nicht obendrauf den Stress mit der Wohnungssuche antun. Wenn ich die Wahl hätte zwischen eigener Wohnung und einem Auto, würde ich das Auto nehmen.

Zora: Klar hätte ich Lust, gleich auszuziehen. Aber wenn es mit dem Geld knapp wird, habe ich kein Problem damit, zu Hause wohnen zu bleiben.

Smartphones

Lange Schlangen vor dem Apple Store am Jungfernstieg hat es in den vergangenen Jahren mehrfach gegeben. Ist das Handy wirklich so wichtig?

Katharina: Also, ich habe tatsächlich ein iPhone – vielleicht auch, weil ich mich zu wenig mit dem Thema beschäftigt habe. Allerdings war ich die Letzte im Freundeskreis, die sich ein Smartphone gekauft hat. Zu dem Zeitpunkt habe ich mich daran orientiert, was andere haben. Aber die Entscheidung fiel bewusst auf das neueste Modell. Mein Vater hat sich sogar zum Verkaufsstart dieses Modells extra vor einem Geschäft angestellt. Ich habe dafür drei Jahre gespart.

Zora: Ich habe ein Samsung- Smartphone und bin damit total zufrieden. Seit Neuestem rennen die Leute mit Riesenhandys rum. Das finde ich albern. Meins ist günstig und gut. Das reicht.

Daniel: Ich habe ein iPhone. Da habe ich mich an Freunden und meinen Cousins orientiert, die irgendwie meine Vorbilder sind. Da wollte ich auch eins haben.

Pedram: Ich habe ein HTC-Handy und weiß nicht, was bei Android das Problem sein soll. iPhones interessieren mich nicht.

Facebook?

Wer hat wie viele Freunde, wer postet die meisten Bilder, und wer erntet die meisten Likes? Ist Facebook die neue Visitenkarte?

Pedram: Facebook ist fast schon wieder durch. Spätestens seit es WhatsApp und Viber (Anmerkung der Redaktion: Beides sind kostenlose Kommunikationssoftwares fürs Handy) gibt, braucht man Facebook zum Kommunizieren nicht mehr. Meinen Account pflege ich kaum noch. Mein Profilbild habe ich das letzte Mal vor einem halben Jahr geändert. Auch Filme, die ich geschaut habe, gebe ich nicht mehr an. Höchstens wenn ich mal was poste, interessiert es mich schon, wie vielen Leuten das gefällt.

Daniel: Facebook hat an Wert verloren, weil es keine richtigen Freunde sind, mit denen man da verbunden ist. Die Freunde, mit denen ich wirklich kommuniziere, treffe ich auf WhatsApp. Wie viele Freunde man auf Facebook hat, interessiert doch niemanden mehr.

Zora: Also ich würde auf Facebook nicht verzichten wollen. Das ist ein guter Weg, um auch von Leuten etwas mitzubekommen, mit denen ich nicht täglich persönlich Kontakt habe. Ich poste nur was, wenn ich auf Konzerten war.

Katharina: Natürlich bin ich bei Facebook angemeldet, gebe jedoch nicht viel von mir preis, schon aus Sicherheitsgründen. Mit Facebook fällt es leicht, auch mit nicht so engen Bekannten in Kontakt zu bleiben. Facebook nutze ich vor allem, um mit meinen Freunden im Ausland zu kommunizieren. Den Wettbewerb um die meisten Facebook-Freunde oder so gibt es nicht mehr.

Sind Rauchen und Alkoholkonsum eigentlich noch cool? Oder wieder?

Wer mit dem Rauchen anfängt, tut es meist als Jugendlicher. Weil es cool ist und weil man dazugehören will. Aber ist das überhaupt noch so?

Daniel: Ich rauche nur manchmal, und dann keine Zigaretten, sondern Wasserpfeife mit einem Freund, das war’s. An der Schule rauchen besonders die Jüngeren, so die Neunt- und Zehntklässler. Das ist echt heftig.

Pedram: Rauchen ist auf jeden Fall nicht mehr cool – im Gegenteil. UndLeute, die einen Absturz schieben (zu viel trinken, lallen, torkeln), sind doch nervig.

Zora: Im Jahrgang sind es nicht so viele, die rauchen. Ich habe auch mal gezogen, weil ich es ausprobieren wollte. Ist aber nicht mein Ding. Und Partyraucher finde ich albern. Alkohol trink ich aber gerne mal. Aber nie extrem viel. Wenn aber mal einer in einer lustigen Runde gar nichts trinkt, fällt das schon auf.

Wie wichtig ist es, welche Klamotten man trägt?

Zora: Klamotten finde ich total wichtig. Und klar sagt die Kleidung auch aus, zu welcher Gruppe ich gehöre. Aber zu denen, die bei Abercrombie Schlange stehen, möchte ich nicht gehören.

Daniel: Ich lege keinen Wert auf Markenklamotten. Hauptsache, man zieht an, was einem gefällt. Als alle angefangen haben, immer T-Shirts zu tragen, habe ich das erst mal auch gemacht. Aber dann habe ich festgestellt, dass das nicht mein Ding ist. Ich trage lieber Hemden und Polohemden.

Katharina: Mode muss zu mir passen. Marken sind zweitrangig. Aber wenn jemand ein tolles Sweatshirt eines besonderen Herstellers trägt, finde ich das schön. Viel Geld für Klamotten gebe ich nicht aus. Meist kaufe ich nur etwas, wenn ich gewachsen bin oder eine neue Jahreszeit losgeht. Gern gucke ich in Fashionblogs oder Zeitschriften, um meinen Style herauszufinden.

Pedram: Ich finde es wichtig, dass man sich wohlfühlt. Ich trage am liebsten Jogginghosen. In unteren Klassenstufen war das anders. Da haben wir uns über Leute kaputtgelacht, die was von KiK anhatten. Aber wenn jetzt jemand Billigklamotten trägt oder was Nachgemachtes, sagt längst keiner mehr was.

Nach dem Abi die Welt entdecken?

Rucksack auf und los? Ein freiwilliges soziales Jahr? Oder ein Berufspraktikum im Ausland? Wie wichtig ist der Blick über den Tellerrand?

Katharina: Auch schon vor dem Abi will ich ins Ausland! Ich liebe es einfach, andere Kulturen und die dazugehörigen Menschen kennenzulernen. Nächstes Jahr gehe ich erst einmal für ein halbes Jahr nach Amerika. Dort möchte ich vor allem andere Perspektiven und Lebensmodelle erfahren, Sichtweisen vergleichen und den amerikanischen Way of Life verstehen.

Zora: Ich mach mit meinen Freunden nach dem Abi erst mal einen Monat lang eine Interrail-Tour durch Europa – noch einmal weg, bevor es ernst wird. Das ist auch super zum Englischlernen. Mal für längere Zeit in einem anderen Land zu leben ist glaube nicht so mein Ding. Und für das, was ich nach der Schule machen will, brauch ich das auch nicht unbedingt: entweder studiere ich Jura oder gehe zur Polizei.

Daniel: Reisen ist gar nicht mein Ding. Rucksack auf und los? Das kann ich mir nicht vorstellen. Eher mal für einen Monat nach England gehen, um die Sprachkenntnisse zu verbessern.

Pedram: Ich bin auch nicht so der Reisetyp. Lieber kurze Trips zum Ausspannen und Feiern nach Mallorca oder so.Was ferne Länder angeht, wären vielleicht die Karibik und Amerika ganz nett. Vom Prinzip her finde ich auch ein soziales Jahr im Ausland ganz gut. Aber da habe ich mir noch keine Gedanken drüber gemacht.

Glaskugel: Wie wollen wir leben, wenn wir 30 sind?

Zora: Ich seh mich auf jeden Fall nicht irgendwo in Blankenese, so bin ich nicht. Mit 30 muss ich auch noch keine eigene Familie haben, glaube ich. Das geht erst später los. Aber irgendwann möchte ich schon Kinder. Das wäre mir auch wichtiger als ein großes Haus zum Beispiel.

Daniel: Erfolg und Gesundheit – das möchte ich erreichen. Ich möchte genug Geld haben, sodass ich alles machen kann, was mir Spaß macht. Da passt es vielleicht ganz gut, dass ich gerne Ingenieur werden würde. Und heiraten möchte ich auch mal. Das ist ja heutzutage auch schon wieder ein Statussymbol, wenn man sagt: Ja, ich heirate, und wir bleiben auch zusammen.

Pedram: Ich würde gerne einen festen Arbeitsplatz in einem großen Unternehmen haben, wo man auch Aufstiegsmöglichkeiten hat. Und Familie hätte ich auch gerne – am liebsten bevor ich 30 bin. Dann könnte ich mich danach gut auf die Karriere konzentrieren. Und wenn ich die Richtige treffe, kann ich mir auch vorstellen, zu heiraten.

Katharina: Ich möchte auf jeden Fall Familie haben und einen Beruf, der dann damit vereinbar ist. Das wünsche ich mir nicht nur für mich, sondern auch für meinen zukünftigen Partner. Die Familienarbeit zu teilen, wäre mir sehr wichtig. Beruflich strebe ich nach Aufgaben, die mich fordern und mit denen ich mich weiterentwickeln kann. Wichtig bei all dem ist mir auch, dass ich Zeit habe für soziales Engagement und Privatleben. Zeit ist vielleicht sogar das wichtigste Statussymbol überhaupt.

Die großen Vorbilder – Mama und Papa?

Daniel: Meine Eltern sind für mich schon große Vorbilder. Vom Erfolg, Lebensstil und auch von der Erziehung her. Eigentlich die ganze Familie. Zum Beispiel meine Großeltern, die hatten viel Freizeit und ein Leben mit wenig Geldsorgen. Sie konnten einfach das machen, worauf sie Lust hatten.

Pedram: Ich würde vieles so machen wie meine Eltern. Auch die Kindererziehung, das haben sie gut gemacht. Vom Erfolg her würde ich gerne etwas mehr erreichen wollen als meine Eltern.

Katharina: Meine Eltern sind ganz große Vorbilder. Ich möchte genauso viel erreichen wie meine Eltern und in gleicher Weise Vorbild für meine Kinder sein. Meine Mutter und mein Vater leben Werte wie Verantwortung und Freundschaft, die ich weitertragen will.

Zora: Meine Eltern sind auf jeden Fall Vorbilder für mich, weil sie es geschafft haben, seit 35 Jahren zusammenzubleiben. Und auch weil sie immer versuchen, aus allem das Beste zu machen.