Eine Einschätzung von Professor Ulrich Reinhardt von der BAT-Stiftung
Wie sieht ein Experte die junge Generation von heute? Eine Antwort gibt der Hamburger Zukunftsforscher Prof. Ulrich Reinhardt:
„Jede Generation von jungen Menschen unterscheidet sich von der vorangegangenen – hat eigene Vorstellungen, eigene Werte und geht anders mit den Chancen und Herausforderungen des Lebens um. Denken wir nur an die 68er-Generation, die sich mit Sex, Drugs und Rock ’n‘ Roll komplett von ihren Eltern abgrenzte, oder an die Null-Bock-Kids in den 80ern, die hin- und hergerissen waren zwischen Waldsterben und AKW-Demonstrationen auf der einen und immer höheren Konsumwünschen auf der anderen Seite. Um die Jahrtausendwende versuchte die Generation Praktikum ihren Platz in der Gesellschaft zu finden, probierte beruflich vieles aus, wollte sich nicht festlegen.
Und heute? Auch die jungen Menschen der Gegenwart sind wieder anders. Aufgewachsen als Digital Natives zwischen Internet und Smartphone und verwöhnt von ihren (68er-)Eltern, sind sie in erster Linie eines: pragmatisch. Sie wollen im Leben weder unter- noch überfordert werden, wägen ab, was für sie am sinnvollsten und nicht selten auch am einfachsten ist. Den Anforderungen an ihr eigenes Leben begegnen sie rational und nehmen gerne Hilfestellungen und Annehmlichkeiten von der Familie an. Auch kennzeichnet die junge Generation ein hohes Maß an Zufriedenheit mit ihrem Leben. Ein eigenes Auto wäre okay, muss aber auch nicht sein, schließlich kann ich auch das meiner Eltern benutzen. Nutzen ist für sie wichtiger als besitzen. Der Auszug von zu Hause? Findet so oder so irgendwann statt und bietet nicht automatisch mehr Vor- als Nachteile, schließlich muss dann alles selbst organisiert und verantwortet werden. Von außen betrachtet, wundern wir uns über diese Einstellungen, wollen die jungen Menschen manchmal wachrütteln und anschubsen, genießen es aber auch, gleichzeitig eine enge Bindung zu ihnen zu pflegen sowie ihnen Arbeit und Entscheidungen abzunehmen. Was wir daher tun sollten: in erster Linie vertrauen. Denn auch diese Generation wird ihren Weg gehen, und der ist nicht besser oder schlechter als der ihrer Vorgänger. Er wird nur anders sein.“