In der 14. Langen Nacht der Museen laden an diesem Sonnabend 54 Häuser zum Entdecken, Ermitteln und Aufnehmen eigener Geschichten. Erstmals dabei ist das winzige Museum für Hamburgische Geschichtchen.

Hamburg. Eigentlich kann man ja das ganze Jahr über ins Museum gehen. Aber so viel Historie, Kunst und Entdeckungen auf einmal bietet nur die Lange Nacht der Museen. Auch anno 2014 verwandelt sich an diesem Sonnabend die ganze Stadt in eine einzige große Kulturparty. 54 Museen und Ausstellungshäuser beteiligen sich mit 680 Veranstaltungen an der 14. Ausgabe der Langen Nacht. Im vergangenen Jahr ließen sich 30.000 Menschen diese Chance nicht entgehen. Schließlich locken nicht nur Einblicke in aktuelle Ausstellungsprogramme, sondern auch ein unterhaltsames Rahmenprogramm mit Vorführungen und viel Musik.

In der Langen Nacht der Museen lohnt es, sich vor allem abseits ausgetretener Pfade umzuschauen. Die Verbindung mit Sonderbussen macht es möglich. Wie wäre es etwa mit einem Besuch des Deutschen Maler- und Lackierer-Museums, einem früheren Landhaus aus dem 17. Jahrhundert am Billwerder Billdeich, oder des neuen Polizeimuseums? In dem erst kürzlich in Winterhude eröffneten Haus können sich Hobby-Kriminalisten einmal spielerisch mit der Tatort- und Spurensicherung befassen. Und um im Electrum, dem Museum für Elektrizität in Harburg, interessante und kuriose Geräte von einst zu entdecken, muss man nicht einmal ein Technikfreak sein. Wer gleich südlich der Elbe bleiben will: Häuser wie die Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe oder das Wälderhaus locken auch nach der Internationalen Bau-Ausstellung (IBA) zu Ausflügen in die Natur.

Ein dichtes Netz aus Shuttle-Buslinien, Alsterbarkassen und – ausnahmsweise kostenlos nutzbaren – Stadträdern erleichtert das Sich-treiben-lassen durch die Nacht. Aktuelle Informationen liefert eine Web-App direkt aufs eigene Handy.

Beispiel Historie: Im Altonaer Museum wird schon um 18.45 Uhr anhand von kostbaren Schiffsmodellen einiges zu Geisterschiffen und Knochenschnitzern erläutert. Die Bergedorfer Mühle ist aufgrund ihrer vollständig erhaltenen technischen Einrichtung ein seltenes Denkmal. Ab 21 Uhr demonstrieren Mitarbeiter dort den Sackaufzug. Auf der „Cap San Diego“ an der Überseebrücke dürfen die Gäste nicht nur in der Ausstellung „Der Flug des Condors“ dank Fotos aus Patagonien und Buenos Aires Fernweh hegen, Guido R. Schmidt liest um 20 und 23 Uhr zusätzlich aus seinem Patagonien-Roman „Woher der Wind weht“ in der Ladeluke 1.

Heiße Schmiedevorführung mit den Schmiedejungs sind hingegen im Hafenmuseum Hamburg zu erleben, Medaillen- und Schmuckproduktion in der Metallwerkstatt des Museums der Arbeit in Barmbek und mit „Weltenbrand – eine szenische Collage zum Ersten Weltkrieg“ im Museum Mahnmal St. Nikolai.

Etwas für Verliebte: Kuriosen Energieeinsatz beim Liebesleben in der Natur mit Informationen in frühlingshafter Kulisse zeigt das Gut Karlshöhe, kribbelnde Musenküsse mit Peter Sempels Film „Die Ameise/Animals of Art“ die Kunsthalle. Das Motto der diesjährigen Langen Nacht „Von der Muse geküsst“ ist auch maßgeblich inspiriert von der der großen Ausstellung Liebe, Schönheit und Leidenschaft, „Feuerbachs Musen – Lagerfelds Models“.

Richtig was für Kinder: Unter dem Motto „Es werde Licht!“ können die Kleinen im Archäologischen Museum Tonlampen selber bauen Das Deutsche Zollmuseum in der Speicherstadt bietet ab 18.30 Uhr stündliche Kutschfahrten um das Museum mit Zollkontrolle – sicher auch für die Großen ein Renner. Das Deutsche Zusatzstoffmuseum nahe dem Großmarkt zeigt während der ganzen Nacht in Experimenten des Scolab-Schülerlabors „Enzyme bei der Arbeit“. Und das Klick Kindermuseum bietet für Sechs- bis Zwölfjährige eine „Lange Nacht für Kurze“ mit Abendessen und Frühstück um 8 Uhr am Sonntag (Anmeldungen bis Freitag: T. 41 09 97 77).

Für Hamburger Kunstfans: Ihnen sei die Besichtigung der (Foto-)Sammlung F.C. Gundlach in den Deichtorhallen empfohlen oder Heidi Kabel und Frank Zappa in Film, Theater und Musik im Kunstverein.

Musik: Das Archäologische Museum Hamburg lockt mit einer brasilianisch-afrikanischen Karnevalsgaudi, die Freie Akademie der Künste mit dem Ensemble Perassion zu Tango Nuevo von Astor Piazzolla.

Amüsement: Porträtfotos mit wilder Sturmfrisur entstehen an einer Station im Altonaer Museum; nonstop unterwegs sind Besucher mit der historischen Modellbahn im Hamburg Museum oder sie sehen eine Modenschau der Meisterklasse der HAW. Das Museum für Kunst und Gewerbe zeigt „Comicleben–Comiclife“.

Das kleinste Museum aber bietet womöglich den größten Reiz: Im Museum für Hamburgische Geschichtchen, der nur 24 Quadratmeter großen historischen Millerntorwache auf St. Pauli, können Besucher ihre persönlichen Geschichten aufzeichnen lassen – und so selbst Teil der Historie werden.