In der Hamburger Öffentlichkeit war Armin Sandig vor allem als Präsident der Freien Akademie der Künste ein Begriff, mehr als drei Jahrzehnte stand er an deren Spitze.
Hamburg . „Ab einem bestimmten Alter wiegen die Jahre schwerer“, habe ihm sein vor einem Dreivierteljahr verstorbener Freund Walter Jens mal gesagt. Das ist schon ziemlich lange her, inzwischen spürt Armin Sandig das selbst. Der Hamburger Maler, der an diesem Montag seinen 85. Geburtstag feiert, spricht angesichts seiner zunehmenden Sehschwäche von der „merkwürdigen Spielart des einäugigen Malers“. Doch allen Gebrechen zum Trotz tut er das, was er nicht nur seinen Lebenszweck, sondern überhaupt sein Leben nennt: „Ich zeichne noch immer mit Mühe, aber großer Genugtuung meine Modelle.“
Armin Sandig stammt aus Hof an der Saale, wo er als Autodidakt seine künstlerische Laufbahn begann. Der Erfolg des jungen Malers, der als Vertreter des Informel galt, hielt auch an, als er 1951 nach Hamburg zog, um für immer zu bleiben. 1960 wurde er mit dem Lichtwark-Stipendium ausgezeichnet, 1972 mit dem Edwin-Scharff-Preis. Seit den 70er-Jahren veränderte sich Sandigs Bildsprache, abstrakte Positionen wurden zunehmend von gegenständlichen und figürlichen Kompositionen abgelöst.
Doch in der Hamburger Öffentlichkeit war Armin Sandig vor allem als Präsident der Freien Akademie der Künste ein Begriff, mehr als drei Jahrzehnte stand er an deren Spitze. Mit Engagement und Beharrlichkeit hat er sich für die Belange der hoch geschätzten, aber stets unterfinanzierten Institution am Klosterwall eingesetzt, hat ihr im Kulturleben Gewicht und Stimme gegeben und dabei oft genug seine eigene künstlerische Arbeit hintangestellt. Doch das Wirken als Langzeit-Akademiepräsident begriff Sandig weniger als Belastung, sondern vielmehr als besondere Chance, weil es ihm die Gelegenheit bot, in Dialog mit anderen Kunstsparten zu treten und sich auch für diese zu engagieren. Vor fünf Jahren ehrte ihn die Akademie mit einer großen Retrospektive.
Anlässlich seines 85. Geburtstags ist eine weitere Ausstellung für den Sommer geplant, diesmal in der Handelskammer. Und auch Armin Sandig selbst zieht die Bilanz seines künstlerischen Lebens, zurzeit arbeitet er an einem Werkverzeichnis, das in Kürze erscheinen soll. Bereits vor Jahren sagte Sandig, dass er eigentlich schon genug Bilder gemalt habe. Aber er brauche das Malen für seine seelische Gesundheit und für seine Identität. Nur deshalb sei er immer Maler geblieben und wolle es auch bis zuletzt bleiben.