Neu nutzen und doch erinnern! Ein Kommentar von Matthias Gretzschel
Am Ende wird von der Einschüchterungsarchitektur der in der NS-Zeit erbauten Wehrmachtskommandantur nicht viel übrig bleiben. Schon jetzt ist das Gebäude an der Sophienterrasse, das die Bundeswehr bis 2005 genutzt hat, entkernt und von seiner martialischen Symbolik befreit, künftig wird es für Wohnzwecke genutzt.
Gegen die zivile Nutzung eines ursprünglich historisch belasteten Gebäudes lässt sich kaum etwas einwenden, doch bei dieser Umnutzung sollten die Spuren der Geschichte nicht gänzlich getilgt werden. Es geht nicht darum, den künftigen Bewohnern ein schlechtes Gewissen zu machen, sondern um eine angemessene Form des Erinnerns. Daher ist es zu begrüßen, dass der Kulturausschuss den Senat jetzt einstimmig aufgefordert hat, hier einen Gedenkort für Deserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz zu schaffen. Hamburg hat sich lange schwer damit getan, an die Spuren der nationalsozialistischen Geschichte zu erinnern.
Inzwischen ist das Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit diesen Orten gewachsen, wobei immer wieder aufs Neue ein Ausgleich zwischen den Interessen der neuen Nutzer und der Verpflichtung zur Erinnerung gefunden werden muss. Bleibt zu hoffen, dass das an den Sophienterrassen nun möglich wird. Wenn die Architektur ihren inhumanen Charakter dabei verliert, sollte man das positiv sehen.