Sein Job beginnt, wenn Leichen und Ermittler weg sind: der „Tatortreiniger“. Im Fernsehen hat er seit 2011 eine eigene Comedy, die zwei Grimme-Preise abstaubte. Jetzt schrubbt „Schotty“ wieder.

Hamburg. Er trägt wieder Schnauzer und Zöpfchen und putzt sich im weißen Schutzanzug und mit schwarzem Humor eifrig in skurrile Situationen hinein. Der „Tatortreiniger“ rückt zu seinen nächsten Einsätzen an. „Schotty“ (Bjarne Mädel) trifft diesmal in der Wohnung eines toten Zauberers auf den Schwulen „Fanny Fee“, der die Leiche seines Geliebten vor dessen Ehefrau versteckt. Er muss sich mit einer Veganerin streiten. Und er steht plötzlich einem Konkurrenten gegenüber: ein Schamane kümmert sich um die spirituelle Reinigung eines Tatorts. Drei neue Folgen und drei alte Episoden des preisgekrönten Comedyformats zeigt das NDR Fernsehen von Dienstag (7. Januar) an jeweils im Doppelpack an drei Abenden (ab 22.00 Uhr) hintereinander. Das „Erste“ hat keine neuen Aufträge für „Schotty“.

„Im Ersten sind im Augenblick keine Folgen geplant“, berichtet NDR-Sprecherin Iris Bents. Ein Mal durfte der „Tatortreiniger“, der zwei Grimme-Preise abstaubte, bislang im „Ersten“ ran – bei schlechten Einschaltquoten.

Auch bei seinem Heimatsender NDR kann „Schotty“ nur selten aufräumen. „Eine der neuen vier Folgen, die wir jetzt gerade gedreht haben, läuft im Januar, die anderen meines Wissens leider erst im Januar 2015“, sagt Hauptdarsteller Mädel, der mit Regisseur Arne Feldhusen jüngst eine dritte Staffel mit vier Geschichten nach den Drehbüchern von Mizzy Meyer umgesetzt hat.

Eine davon ist „Fleischfresser“, die im NDR Fernsehen am Donnerstag (9.1./22.30 Uhr) läuft. An den Abenden zuvor sind als TV-Premieren die bereits auf DVD veröffentlichten Folgen „Angehörige“ (7.1.) und „Auftrag aus dem Jenseits“ (8.1.) zu sehen.

„Wir haben noch eine Menge Ideen und auch das Gefühl, dass wir immer besser und eingespielter werden“, sagt der Hamburger Mädel, den viele TV-Zuschauer als „Ernie“ aus der ProSieben-Serie „Stromberg“ kennen. „So lange wir nur vier Folgen im Jahr machen, kann das schon noch ein paar Jahre weitergehen“, meint er. „Wir hätten zwar Ideen für noch mehr, aber wir sind nicht diejenigen, die entscheiden, wie viele gesendet werden können.“ Wenige Monate nach dem Start hatte der „Tatortreiniger“ 2012 den Grimme-Preis erhalten – und der Norddeutsche Rundfunk (NDR) Kritik für seine „schlechte und lieblose“ Platzierung der ersten Folgen im Nachtprogramm. „So darf man mit gutem Fernsehen, das man selbst in Auftrag gegeben hat, nicht umgehen“, sagte Fernsehkritiker Hans Hoff damals.

Auch Mädel betont: „Es gibt meines Erachtens nach wie vor wenig Mut zu Neuem bei den Programmverantwortlichen. Und auch leider nicht immer Rückhalt. Es ist ja nicht so, dass man uns jetzt den roten Teppich ausrollt und uns ein grenzenloses Budget gibt.“ Aber das Team wolle weiter für seine Qualität kämpfen. „Die Hauptsache ist doch, dass wir es überhaupt machen können“, sagt der Hauptdarsteller. Er mag seinen „Schotty“, der sehr direkt und ehrlich sei und das Herz auf der Zunge trage. „Und er hat ein großes Herz“, meint Mädel. „Die Arbeit, die er macht, sieht er ja auch eher als soziale Arbeit an. Den Leuten eben in Zeiten der Trauer den Dreck wegzumachen das gibt ihm das Gefühl, etwas Gutes für die Gesellschaft zu tun.“

Der 45-Jährige sprach erst jüngst im „Spiegel“ über Sendeplatz und Budget für „Schotty“: „Ich würde mir wünschen, dass der NDR sagt: Was braucht ihr, wie können wir euch helfen, die Qualität zu halten?“. Ein größeres Budget würde dem Team, das vier Drehtage pro etwa 25-minütiger Folge habe, helfen – und ein fester Sendeplatz: „Damit die Zuschauer wissen: Immer dienstags kommt der „Tatortreiniger“ und das über ein paar Wochen hinweg“, sagte er. Erst kürzlich war das Format auch in die USA verkauft worden. Beim Pay-TV-Kanal MhZ Networks USA soll der „Tatortreiniger“ mit englischen Untertiteln schrubben. „Dass ein US-Sender, wenn auch nur ein kleiner, sich für dieses Format entscheidet, ist ein bemerkenswerter Erfolg“, betonte Studio Hamburg.

Anfragen bekämen die „Tatortreiniger“-Macher auch von „ganz tollen Kollegen“, die gern mal dabei wären, berichtet Mädel. Aber es müsse passen. „Unsere Autorin schreibt sowieso keine Auftragsarbeiten, weder thematisch noch was die Besetzung angeht“, sagt er. „Sie schaut nicht besonders viel fern und kennt viele prominente Namen gar nicht – die bedeuten ihr halt auch nix.“ Mädel liebäugelt derweil mit einem Besuch: etwa der „Tatortreiniger“ im „Tatort“. Auf jeden Fall müsse es ein „Tatort“ aus dem Norden sein. „Ich könnte mir vorstellen, bei Wotan Wilke Möhring, Til Schweiger oder Axel Milberg aufzutauchen“, sagt er. Aber auch Münster sei ja nicht allzu weit weg.