Ein Blitzschlag fährt ins Haus, und zurück bleiben drei Waisenkinder: Einen furiosen Beginn hat sich Andréa del Fuego für ihren Debüt-Roman „Geschwister des Wassers“ ausgedacht, der jetzt in der Tradition des magischen Realismus im Hanser Verlag erschienen ist. Nico wird als Hilfskraft auf einem Gut einbehalten, die zwei Jüngeren, Julia und Antonio, bleiben bei den Nonnen, bis eine reiche Araberin kommt, um sich Julia zu schnappen und den Geschwistern den letzten Halt zu rauben.
Das allein böte eigentlich genügend Stoff, um nicht nur eine gut gebaute, bildgewaltige Geschichte zu erzählen, sondern auch Menschen mit fühlendem Herzen, abgrundtiefer Einsamkeit, Schmerz und Verzweiflung aus den Figuren zu entwickeln, die sich langsam aus dem Sumpf ihres Schicksals herausarbeiten. Damit aber hält sich die Autorin wenig auf. Sie bleibt fast durchgehend bei der Außensicht, treibt die Handlung zudem über die Dialoge weiter und versteigt sich, wenn sie die übersinnliche Ebene ansteuert, in einen Molekular-Jargon, statt im weiten Himmel der Poesie zu suchen. Die Idee, das Wasser als Energieträger und Verbindungsmedium durch die Geschichte zu führen, hätte für einen großen Wurf getaugt. Vielleicht hat sich Andréa del Fuego einfach zu wenig Zeit genommen.
Andréa del Fuego, „Geschwister des Wassers“, Hanser Verlag, 203 Seiten, 17,90 Euro