Zwei Wochen nach dem Tod ist Schauspieler Otto Sander auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt worden. Zur Trauerfeier kamen Weggefährten wie Iris Berben, Wim Wenders und Udo Lindenberg.
Berlin. Mit einer Trauerfeier im früheren Brecht-Theater Berliner Ensemble haben Freunde und Weggefährten Abschied von dem Schauspieler Otto Sander genommen. An der Feier nahmen am Sonnabend mehrere hundert Gäste aus Kultur, Politik und Gesellschaft teil, darunter die Schauspieler Klaus Maria Brandauer, Eva Matthes, Iris Berben, Herbert Knaup, Hannelore Hoger und die Sänger Udo Lindenberg und Klaus Hoffmann. Der 72-jährige Sander war am 12. September in Berlin gestorben.
Auch der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (beide SPD) und die Grünen-Politikerin Renate Künast waren unter den Trauergästen. Im Anschluss wurde der Schauspieler auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte neben dem Grab des Regisseurs Frank Beyer („Spur der Steine“) beigesetzt.
Die Stiefkinder des Darstellers, Ben und Meret Becker, nahmen Hand in Hand vor dem Sarg auf der Bühne des Berliner Ensembles Abschied. Neben einer Kerze war ein Schwarz-Weiß-Foto des Schauspielers zu sehen. In einem Brief würdigte der frühere sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow Sander als beeindruckende Persönlichkeit.
Bei der Trauerfeier sprachen unter anderem auch der Hausherr des Berliner Ensembles, Claus Peymann, Regisseur Wim Wenders („Der Himmel über Berlin“) und Klaus Wowereit. Anschließend zogen mehrere Hundert Trauergäste über die Friedrich- und Chausseestraße zum nahe gelegenen Friedhof.
Wowereit sagte, er nehme Abschied von einem „großen Schauspieler und beliebten Bürger unserer Stadt, der uns mit seiner Kunst tief berührte“. Sander habe sich auch als „Berufsberliner“ gesehen. „Er war mehr, er war Berlin, einer von uns, man wollte ihn in den Arm nehmen. Wir werden Otto Sander vermissen, aber nie und nimmer vergessen. Berlin sagt Danke!“
Wenders erinnerte an die gemeinsamen Dreharbeiten zum Film „Himmel über Berlin“ und erzählte dazu Anekdoten. Sander sei in dem Film zwar der „Engel der Tränen“ gewesen, „aber sonst haben ich und Sander immer Tränen gelacht“.
Außerdem wurde auf der Gedenkveranstaltung Gorbatschows Brief verlesen. Darin würdigte er Sander nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Persönlichkeit, die einen tiefen Eindruck auf ihn hinterlassen habe. „Sein Ableben ist ein Verlust für die deutsche, europäische, ja die Weltkunst.“
Von „Das Boot“ bis „Tatort“
Otto Sander war als Schauspieler, Sprecher, Synchronsprecher und Regisseur mehr als 40 Jahre im Theater, im Film und im Fernsehen präsent. Er arbeitete unter anderem mit den Regisseuren Peter Stein, Claus Peymann, Luc Bondy und Wim Wenders, spielte in rund 130 Filmen, darunter „Die Blechtrommel“, „Das Boot“ und „Der Himmel über Berlin“. Im Fernsehen war er unter anderem im „Tatort“ und im „Polizeiruf 110“ zu sehen sowie in Hörspielen und bei Lesungen zu hören.
Sander wurde am 30. Juni 1941 in Hannover geboren, wuchs in Peine und Kassel auf und studierte in München unter anderem Germanistik und Theaterwissenschaften. Dort nahm er auch Schauspielunterricht und trat auf der Studentenbühne und im politischen Kabarett „Rationaltheater“ auf. Ab 1965 hatte er ein Engagement an den Düsseldorfer Kammerspielen, es folgten weitere Engagements unter anderem in Heidelberg, an der Freien Volksbühne in West-Berlin und der 1970 gegründeten Berliner Schaubühne am Halleschen Ufer. In diesen Jahren drehte Sander auch seine ersten Filme.
2006 erkrankte der Schauspieler erstmals an Krebs. 2008 wurde er für sein Lebenswerk mit der Berlinale-Kamera ausgezeichnet. Otto Sander war mit der Schauspielerin Monika Hansen verheiratet und Stiefvater der Schauspieler Ben und Meret Becker.
Nachbar von Hegel, Brecht und Fichte
Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof sind zahlreiche historische Persönlichkeiten bestattet, darunter die Schriftsteller Bertolt Brecht, Anna Seghers, Heinrich Mann und Arnold Zweig, die Schauspielerin Helene Weigel und der Künstler John Heartfield.
Auch die Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Johann Gottlieb Fichte sowie der preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel haben auf dem 1762 eröffneten und später erweiterten Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden.