Leise Klänge aus Norwegen und von den Färöer Inseln, lauter Schall aus Kanada und Berlin: Auf dem Reeperbahn Festival kann man am Freitag viel herumkommen, ohne große Sprünge zu machen.
Hamburg. Auf den Zufall ist immer Verlass beim Reeperbahn Festival. Vom Spielbudenplatz aus hallt am Freitag fantastischer, zweistimmiger Gesang über den Kiez. Man folgt der Spur zum "N-Joy Reeperbus", in dem das norwegische Duo Farao steht wie bestellt und nicht abgeholt. Ebenso schüchtern klingen die kleinen, akustischen Perlen. Dabei soll Farao auch "Go With The Flow" im Programm haben, ein schneller Brecher der Stoner-Rock-Götter Queens Of The Stone Age, von denen man wenige Meter weiter zahlreiche Plakate auf der "Flatstock Europe"-Posterconvention erwerben kann.
Nur einige Schritte sind es auch zum rappelvollen Hörsaal, wo das kanadische Funk- und Hip-Hop-Ensemble Grand Analog die Besucher euphorisch zum Wolfsgeheule animiert. Sehr schön. Und kaum hat man sich den Namen der aus Winnipeg und Toronto stammenden Truppe gemerkt, geht es im Hörsaal gleich weiter mit The Balconies, ebenfalls aus Toronto. Das Trio um Sängerin und Gitarristin Jacquie Neville rotzt eine mitreissende Mischung aus frühen Yeah Yeah Yeahs, Blondie und 70er-Zottelrock aus stöhnenden Verstärkern, dass es eine Freude ist.
Weiter geht die Weltreise auf der Meile für ein kurzes Innehalten auf den Färöer Inseln bei Benjamin im Imperial Theater. Songwriterkunst, so schleppend und einlullend wie der Nebel, der ganzjährig um die einsamen Inseln mitten im Atlantik zieht.
Wie es auf einer Weltreise ist, senkt sich so manche Zollschranke: Einlass-Stop in Prinzenbar, Molotow, Terrace Hill und Uebel & Gefährlich. Das Übliche. Im Docks ist bei den schwedischen Indie-Poppern Urban Cone noch viel Platz, aber der Türsteher bemerkt das lebensgefährliche, vertrocknete Croissant in der Tasche und schüttelt den Kopf. Dann also zu den Berlinern Rakede in die Große Freiheit 36, die einen mit Electro-Hip-Dub-Rock-Treibstoff und "Volldampf" in den Weltraum schießen. Und zurück auf dem Boden der Tatsachen landet man in der Pooca Bar. Dort spielt Farao. Und die Welt dreht sich im Kreis.