Zum Jubiläum von Hamburgs gefeiertem Privattheater erinnerte Kultursenatorin Barbara Kisseler daran, dass die Komödie das Leichte mit Erfolg ernst nimmt.

Hamburg. Der Chef kam als Veermaster von Winterhude: Mit Troyer und Seemannsmütze aus dem Souvenirladen begrüßte Michael Lang, Intendant der Komödie Winterhuder Fährhaus, das Publikum zum 25-jährigen Bestehen seines Theaters. "Seit fast 150 Jahren steht an dieser Stelle ein Fährhaus", erläuterte Lang den Aufzug. Und doch habe dieses Haus eben nie einen Fährbetrieb beheimatet, seit 25 Jahren ist es stattdessen eine Heimat für die Kunst, die der Unterhaltung nämlich, und das so erfolgreich, dass Lang sich den kleinen Seitenhieb in Richtung Kulturbehörde nicht verkneifen konnte, dass sein Haus (jedenfalls auf der großen Bühne) ohne Subventionen auskommt.

Ein Grußwort allerdings spendierte Kultursenatorin Barbara Kisseler zum Jubiläum gern und gewohnt herzlich, sie erinnerte daran, dass in der Komödie am Winterhuder Fährhaus das Leichte mit großem Erfolg ernst genommen wird. Und sie gestand: "Ich persönlich ertrage auch langweilige, blöde oder geschmacklose Stücke bzw. Inszenierungen – wenn nur die Schauspieler-Besetzung stimmt!".

Die Schauspieler-Besetzung stimmte am Festabend wie an so vielen Abenden zuvor. Natürlich fanden sich auch im Publikum neben der Kultursenatorin zahlreiche weitere Ehrengäste. Einer der wichtigsten war an diesem Abend, in dessen Verlauf an viele Wegbegleiter erinnert wurde, wohl der Bestsellerautor Daniel Kehlmann, dessen Stück "Der Mentor" mit Volker Lechtenbrink in der Hauptrolle als heftig beklatschte Jubiläumspremiere über die Bühne ging. Kehlmann, der erst in der vergangenen Woche die Deutsche Erstaufführung dieses Stückes in Frankfurt bei laufender Vorstellung verlassen hatte, wirkte in Winterhude sehr zufrieden mit der Umsetzung. Ein Zwischenfall im Publikum - ein älterer Herr erlitt einen Schwächeanfall, die Vorstellung wurde kurz unterbrochen - sorgte zwar für einen Schreckmoment, tat der insgesamt gelösten Stimmung aber keinen nachhaltigen Abbruch.

Und da die Reden (auch von Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider, der Parallelen zwischen dem Theater und seiner Zeitung zog) bereits vor der Premiere gehalten wurden, ging es im Anschluss an die Vorstellung dann sofort ans Buffet – denn manche Dinge sollte man auch und erst recht zu einem Festjubiläum nicht ändern: Natürlich gab es auch zum Geburtstagsfest die legendären Fährhaus-Frikadellen mit Kartoffelsalat.Eine ausführliche Kritik der Inszenierung "Der Mentor" lesen Sie in der Montagausgabe des Hamburger Abendblatts.