100 Minuten gefühlvolle Piano-Balladen - die US-Soul-Chanteuse Alicia Keys lehnte sich beim Konzert in der Hamburger O2 World an ihren Klavieren zurück und beschränkte sich weitgehend auf ein gefälliges Programm.

Hamburg. "Karma" ist ein gutes Stichwort zum Beginn des Konzerts von Alicia Keys am Montag in der Hamburger O2 World. Denn das Karma-Konto der US-Soul-Chanteuse aus New York scheint ein dickes Plus aufzuweisen. Ihr aktuelles fünftes Album "Girl On Fire" eroberte in der Heimat im vergangenen November mal wieder die Spitze, die Grammy-Vitrine quillt über (14 Stück hat sie bislang ergattert), ihr im Oktober 2010 geborener Sohn Egypt entwickelt sich proper, die komplett bestuhlte Hamburger Arena ist offiziell fast "ausverkauft" (die Oberrang-Kurve ist abgehängt)… das läuft ja perfekt.

Und da die Keys eine einen weiteren Lauf hat, lehnt sich die 32 Jahre junge Sängerin, Schauspielerin und Produzentin bei ihrem zweiten Hamburg-Besuch in vier Wochen (im Mai war sie Stargast bei der Enthüllung der neuen S-Klasse auf Finkenwerder) an ihren diversen Klavieren zurück. Schließlich gilt es, souverän singende Herrin über ein gediegenes Showprogramm mit allen klassischen US-Pop-Zutaten von großen Gefühlen bis zu Tanzgruppen zu bleiben und dabei "You Don't Know My Name", "Listen To Your Heart", "Diary" und natürlich "Fallin'" und "If I Aint' Got You" zu singen. Insgesamt wirkt das sehr balladeske Programm im Vergleich zu Kolleginnen wie P!NK oder Jennifer Lopez eher statisch, unspektakulär und gefällig, auch wenn der Jubel groß ist. Vom mäßigen Sound ganz zu schweigen.

Erst am Ende, nach 100 Minuten und den wuchtigen Zugaben "New Day", "Girl On Fire" und "Empire State Of Mind" atmet die stehend applaudierende O2 World doch ein wenig das Flair des New Yorker Madison Square Garden. Zumindest, bis man wieder am Ausgang ist. Die Sylvesterallee ist eben nicht die 7th Avenue, die "Fashion Ave". Echt nicht.