Das Hamburger Abendblatt erhält zum zweiten Mal in fünf Jahren den begehrten Preis der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Hamburg. Die Geschichten liegen auf der Straße – diese (ur)alte Journalistenweisheit hat das Hamburger Abendblatt im vergangenen Jahr so ernst genommen wie wohl kaum eine Zeitung zuvor. Drei Monate lang sind unsere Redakteure und Reporter jeden Meter Hamburgs abgegangen, haben alle 8100 (!) Straßen der Stadt katalogisiert, getestet und bewertet. Herausgekommen ist dabei der erste, digitale Straßenratgeber einer deutschen Stadt. Für das sublokale Konzept in der Zeitung und im Internet wird das Hamburger Abendblatt jetzt mit dem Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet.
Die Auszeichnung wird seit 1980 vergeben und gilt als „Oscar“ des Lokaljournalismus. Das Konzept des Abendblatts setzte sich gegen mehr als 700 Mitbewerber durch. Das Hamburger Abendblatt erhielt die Auszeichnung bereits 2008 – damals unter anderem für die Stadtteilserie „Hamburg lebenswert“. In diesem Jahr entschied die Jury, gleich zwei erste Preise zu vergeben: Neben dem Hamburger Abendblatt erhält die „Thüringer Allgemeine“ den Preis für eine Serie über die Treuhand in Thüringen.
Der große Straßentest war der Höhepunkt der Abendblatt-Strategie, die über die Wurzeln des Journalismus („Die Geschichten liegen auf der Straße“) zurück in die sublokale und crossmediale Zukunft will. Für diese Strategie hat das Hamburger Abendblatt Anfang 2012 die Redaktion neu aufgestellt: Nahezu jeder Redakteur/Redakteurin, egal, aus welchem Ressort er oder sie kommt, ist seitdem auch Pate eines Stadtteils – und damit ist die Abendblatt-Redaktion erstmalig auch eine große Lokalredaktion. Und das haben die Stadtteilpaten der Abendblatt-Redaktion 2012 geschafft:
Straßentest: Alle 8100 Straßen Hamburgs wurden katalogisiert, getestet, fotografiert und nach zehn Kriterien bewertet. Seit November können sich die Leser auf abendblatt.de nicht nur die Bewertung ihrer Straße ansehen, sondern auch selber abstimmen – Zehntausende haben das schon getan. Und das ist noch nicht alles: Unter dem Straßennamen findet man auch viele wichtige Informationen aus seinem direkten Umfeld.
Zehnteilige Serie zum Straßentest: Die Stadtteilpaten erzählten die besten Geschichten, die sie auf der Straße gefunden haben – und stellen die Top-Straßen in den jeweiligen Kategorien vor. Dazu: Was man als Straßentester in Hamburg erlebt.
Stadtteilserie und -buch: Jeder Stadtteilpate durfte seinen Stadtteil auf einer Seite im Hamburger Abendblatt vorstellen. Das Ergebnis waren die mit 104 Teilen längste Serie in der Geschichte der Zeitung, und das dickste Buch, das je über Hamburgs Stadtteile erschienen ist: „Das große Hamburg-Buch“ ist fast 1200 Seiten dick und wiegt 2,6 Kilogramm. Bereits innerhalb der ersten sechs Wochen nach Erscheinen wurden 12.000 Exemplare verkauft.
Stadt in der Stadt: Die Stadtteilpaten stellten die Städte in der Stadt vor: Unternehmen und Institutionen, die innerhalb Hamburgs wie eine Stadt funktionieren, und deshalb auch genau so beschrieben wurden.
Reisen durch die Stadt: Die Stadtteilpaten gingen auch auf Städtereisen. Das Ergebnis: Reisereportagen aus der U- beziehungsweise der S-Bahn und ein langer Marsch, immer die Elbe entlang.
Vergeben wird der Lokaljournalistenpreis Ende September. Neben den beiden Hauptpreisträgern werden auch der Zeitungsverlag Aachen, „BZ“, „Berliner Morgenpost“, „Bonner Generalanzeiger“, „Express“, „Pforzheimer Zeitung“, „Stuttgarter Nachrichten“, „Südkurier“, „Leipziger Volkszeitung“ und der Zeitungsverlag Waiblingen ausgezeichnet. Schon in der Startphase des Straßenprojekts erreichten erste Anfragen von anderen Regional- und Lokalzeitungen die Abendblatt-Redaktion. Und so ist es einer schöner Zufall, dass an diesem Sonnabend der Co-Preisträger „Thüringer Allgemeine“ seine Version des Abendblatt-Straßentests unter dem Motto „Thüringen vermessen“ startet. Die besten Geschichten liegen gerade jetzt wirklich auf der Straße …