Pluspunkt im André Erkaus Drama „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ sind die Darsteller, darunter Wotan Wilke Möhring als vom Schicksal gebeutelter Vater.
Es gehört zu den Gemeinheiten des Lebens, dass meistens nicht nur eine Sache richtig schiefgeht. Sondern gleich das volle Programm anläuft. So ergeht es auch Markus Färber, gespielt von Bald-„Tatort“-Star Wotan Wilke Möhring. Färber verliert seine Frau bei einem Verkehrsunfall. Bei seiner Mutter wird Krebs diagnostiziert, und die Teenagertochter haut mit dem schwärzesten Schaf der Schule nach Dänemark ab. Der Mann hätte also guten Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Tut er aber nicht. Der Film von Regisseur André Erkau nimmt im Titel schon vorweg, worum es im Film hauptsächlich geht: ums Weitermachen. Sich nicht unterkriegen lassen. Um das kleine Glück im großen Grau.
„Das Leben ist nichts für Feiglinge“, der bereits auf dem Hamburger Filmfest zu sehen war, erzählt mit sprödem Humor von Schicksalsschlägen und Alltagskatastrophen, ohne je in Weinerlichkeit abzurutschen. Trauer schert sich nicht um Konventionen, sagt dieser Film. Weshalb auch öfter mal Türen zuknallen und Punkmusik aus den Boxen dröhnt. Größter Pluspunkt sind die glaubwürdigen Darsteller. Möhring ist als schicksalsgebeutelter Durchschnittsmann gewohnt überzeugend, Helen Woigk als rebellierende Gothic-Tochter eine Entdeckung. Rosalie Thomass hat sich mit ihrem frischen, ungekünsteltem Spiel längst einen Namen gemacht, Christine Schorn darf als Mutter Gerlinde die schlechte Laune in voller Bandbreite ausleben.
„Das Leben ist nichts für Feiglinge“ mag kein bedeutender deutscher Kinofilm sein. Aber man muss es Regisseur André Erkau hoch anrechnen, dass er sich seit seinem Debüt „Selbstgespräche“ konsequent aufmacht, das deutsche Kino um authentische Filme zu bereichern, die sich jenseits von Formelhaftigkeit und Egalsein bewegen.
Bewertung: annehmbar
„Das Leben ist nichts für Feiglinge“ D/DK 2012, 98 Minuten, ab 12 Jahren, R: André Erkau, D:Wotan Wilke Möhring, Helen Woigk, Christine Schorn, täglich im Cinemaxx Dammtor, Passage, Studio, Zeise; www.feiglinge-derfilm.de