Der beliebte Darsteller spielt in „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ und ist kurz darauf erstmals im „Tatort“ zu sehen. „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ lief bereits beim Filmfest Hamburg.
Hamburg. Wotan Wilke Möhring sieht müde aus an diesem Morgen, seine Stimme klingt etwas rau. Kein Wunder, denn er hatte am Vorabend ein wichtiges Spiel. Der bekennende Fan von Borussia Dortmund war mal wieder im Stadion, um sein Team zu unterstützen. „Natürlich gibt man da alles für die Mannschaft. Hat sich auch voll gelohnt“, schwärmt er und rückt sich sein Borussia-Käppi zurecht. Wer weiß, ob die Dortmunder es ohne ihn geschafft hätten. Wohl kaum ohne ihn geschafft hätte es der Film „Das Leben ist nichts für Feiglinge“. Der Hauptdarsteller sorgt auch als ausführender Produzent dafür, dass der Film mit entsprechendem Aufwand an Öffentlichkeitsarbeit ins Kino kommt. Und das nur zehn Tage bevor man Möhring in seinem ersten Hamburger „Tatort“-Einsatz sehen kann.
Knüppeldick kommt es für den Protagonisten Markus Färber in „Das Leben ist nichts für Feiglinge“. Seine Frau stirbt, seine Mutter erkrankt an Krebs und dann brennt auch noch seine 15 Jahre alte Tochter mit ihrem Freund nach Dänemark durch. Wotan Wilke Möhring spielt den Betreiber einer kleinen Catering-Firma als Mann voller stiller Verzweiflung, der nicht so recht versteht, warum sich gerade alles gegen ihn verschworen zu haben scheint. Der Film hält lange eine eigenwillige Balance aus Tragik und Situationskomik. Seine Rolle beschreibt Möhring so: „Er hat Schwierigkeiten mit Verlusterlebnissen, weiß aber nicht, wie er das ausdrücken soll.“ Das kann der Schauspieler zwar verstehen, aber er würde sich in so einer Situation wohl anders verhalten. „Er ist deutlich lethargischer als ich. Ich würde eher zu viel machen, müsste überschüssige Energien abbauen.“
Im vergangenen Jahr lief der Film bereits beim Filmfest Hamburg, hat auch sonst viel mit der Hansestadt zu tun. Die Handlung spielt überwiegend hier, Drehbuchautor Gernot Gricksch, der auch die Romanvorlage geschrieben hat, ist ebenso Hanseat wie der Produzent Michael Eckelt. Regisseur André Erkau („Arschkalt“) hat zwar seine Schauspielerausbildung in Hamburg gemacht, ist aber in Dortmund geboren, womit wir wieder bei Möhring wären, der im Ruhrpott aufgewachsen ist. Zum ersten Mal tritt er auch als ausführender Produzent in Erscheinung. „Der Film liegt mir sehr am Herzen, und es wäre sehr ärgerlich, wenn ihn wenige sehen, weil man nicht bis zum Schluss alles gegeben hat.“ Durch sein Engagement hat der Film jetzt einen neuen Verleih und einen anderen Starttermin bekommen. Auch finanziell hat er sich wohl beteiligt. Möhring ist Überzeugungstäter.
Wenige Tage später wird er vom Täter zum Kommissar. Am 28. April ermittelt er zum ersten Mal im „Tatort“. In seinem Debüt „Feuerteufel“ geht es um den rätselhaften Tod einer Frau und um Brandstiftung an Autos. Möhring ist dann als Thorsten Falke zu sehen, der Unterstützung von Petra Schmidt-Schaller und Sebastian Schipper bekommt. Und wieder geht es um den Tatort Hamburg, für Möhring ein besonders vertrautes Terrain.
„Ich kenne Hamburg so gut, dass ich dem Typ, der mich ins Hotel gefahren hat, den Weg erklären musste. Wenn ich die gesamte Zeit zusammenzähle, die ich hier bei Dreharbeiten verbracht habe, komme ich bestimmt auf drei Jahre. Und man kommt beim Drehen wirklich rum, in alle Ecken, sogar bis nach Norderstedt und Reinbek. Ich mag einfach den Norden. Meine Eltern kommen aus Bremen, habe meine Ferien oft dort bei meiner Oma verbracht. Deshalb habe ich mich auch für den ‚Tatort‘ und die Zusammenarbeit mit dem NDR entschieden.“
Möhring ist nach Maria Furtwängler, Axel Milberg und Til Schweiger schon der vierte Ermittler, den der NDR ins Rennen schickt. Falke ermittelt bei seinem ersten Fall im Revier von Til Schweiger. Das wäre die Grundlage für ein Kommissar-Duell nach dem Motto: Die Stadt ist nicht groß genug für uns beide. „Das wäre auch interessant“, räumt er ein. „Aber ich bin in ganz Norddeutschland aktiv, schon die nächste Folge führt mich nach Langeoog.“ Dort haben gerade die Dreharbeiten begonnen. Nick Tschiller ist er übrigens in dessen ersten Fall kurz auf der Herrentoilette begegnet. Haben Sie auch privat mal über ihre Rollen gesprochen? Möhring grinst. „Ich habe ihm gesagt, ich rette dich, wenn du mal nicht mehr kannst.“ Schweiger soll ihm sofort das Gleiche versprochen haben.
An seiner neuen Rolle hat er mitgestrickt. Es geht natürlich um Kriminalfälle, aber Kommissar Torsten Falke bekommt auch ein Umfeld, das für die kommenden Filme einiges verspricht. Sebastian Schipper spielt seinen besten Freund, der weiß, wo man Falke finden kann, wenn er mal betrunken ist. Männerfreundschaft. „Einem Kumpel kann man Dinge eben anders erzählen als einer Frau“, freut sich Möhring. Petra Schmidt-Schaller hat einen ganz anderen Ermittlungsansatz, ist geduldiger. Da kommt auf die Zuschauer ein Trio mit Ecken und Kanten zu. „Wir wollen in Zukunft noch mehr in den Mittelpunkt stellen, was die Fälle mit den Ermittlern anrichten. Falke ist mit seiner Arbeit verheiratet“, sagt Möhring.
Falke hat im Film die Melodie des Rolling-Stones-Titels „Sympathy for the Devil“ als Klingelton. Möhring privat „ist es einfach zu viel Gedaddel, mich mit so etwas wie Klingeltönen zu beschäftigen“. Früher hat er in zwei Bands musiziert. Dazu hat er jetzt keine Zeit mehr. Der Mann hat drei kleine Kinder, setzt also andere Prioritäten, lehnt deshalb auch Angebote ab, die ihn zu lange von zu Hause fortführen. „Ich habe eine Partnerin gefunden, die meinen Beruf mit seinen Unregelmäßigkeiten akzeptiert. Das ist schon ein Geschenk.“ Ist er ein strenger Vater? Der oft quecksilbrige Möhring bietet andere Eigenschaften an: „Gelassenheit und Geduld sind Dinge, die ich noch lernen muss. Aber man wächst in diese Aufgabe ja auch jeden Tag mehr hinein.“
Ist der „Tatort“ für ihn Fluch oder Segen? „Lassen Sie uns in zwei, drei Jahren noch einmal darüber reden“, schlägt er vor. „Jetzt ist es für mich erst einmal ein Segen, weil ich die Chance habe, mich mit diesem Kultformat auseinanderzusetzen.“
Hier finden Sie eine ausführliche Kritik des Films „Das Leben ist nichts für Feiglinge“