Er ist wieder im Einsatz: In der nunmehr siebten Staffel testet Christian Rach deutschlandweit Restaurants und versucht sich als Retter.

Ausgeprägte Mimik, wildes Gestikulieren mit den Händen und ein Hang zu klaren Worten. Die typischen Merkmale von Sternekoch Christian Rach sind weithin bekannt. Am Montagabend bekam ein breites Publikum sie wieder zu sehen. Im Restaurant „Zur Alten Scheune“ in Halle galt es, ein Lokal zu retten, das vornehmlich Tiefkühlware verkochte und so seine Kunden erfolgreich vergrault hatte.

Natürlich fällt auch Rach selbst diesen Gerichten zum Opfer. In gewohnt überschwänglicher Art stürmt der Erfolgskoch ins Restaurant, hofft auf einen Überraschungsmoment. Doch der bleibt aus. Außer dem Service-Auszubildenden Ronny ist niemand da, um ihn zu begrüßen.

Gegessen werden soll natürlich trotzdem. Und nach 30-minütiger Vorbereitungszeit nimmt der überforderte Azubi die Bestellung auf. „Ich verstehe die Karte nicht“, sagt Rach. „Italienisch, Deutsch, Hausmannskost? Was kocht ihr?“ Deutsch soll die Küche laut Azubi sein. Und Rach kontert, frech wie immer, mit einem Eintrag auf der Speisekarte: „Dann nehm ich das Bruschetta!“

Dass das Essen nicht gut ist, wundert den regelmäßigen Rach-Zuschauer natürlich wenig. Und auch der inzwischen eingetroffene Besitzer und Koch der „Alten Scheune“, Uwe Friedrich, serviert dem Restaurant-Retter bei seinem Auftritt in der Küche ein besseres, aber ebenfalls wenig bekömmliches Mahl.

Tagsdrauf kommt zur Baustelle Kochkünste noch ein großes Motivationsproblem des Besitzers, ausgelöst durch Eheprobleme. Die Probleme des Lokals sind also schon gefunden und bringen Rach zu einer mehr als deutlichen Aussage: „Der Laden ist eigentlich schon tot!“

Doch so schnell gibt ein Rach nicht auf und kein Restaurant verloren. Schließlich soll er die Restaurants retten, sie aus dem eigentlich schon viel zu tiefen Sumpf ziehen, ein wahrer Held soll er sein. Das zumindest erzählt dem Zuschauer die Off-Stimme immer wieder und macht damit die eigentlich spontan und überzeugend wirkende Leistung Rachs ein ums andere Mal zunichte.

Also macht sich Rach ans Werk und überrascht mit neuen Ideen. So wird Koch Uwe in eine Buchhandlung geschleift, um einen Stapel Kochbücher zu kaufen und sich weiter zu bilden. Und dann, jetzt kommt die wirkliche Überraschung, haut Rach ab.

Keine Renovierung, kein allzu langes gemeinsames Kochen, lediglich einen Einblick in das Handwerk und einen Stapel Bücher hinterlässt er dem bisher gescheiterten Gastronom, der nun vier Wochen Zeit bekommt, um sich selbst zu helfen.

Doch es scheint, als könnte Rachs Taktik, wie sollte es anders sein, aufgehen. Die Übungszeit hat gefruchtet, als der Sternekoch das Lokal wieder betritt. Der Betrieb sei besser geworden, die Sonne geht wieder auf über der „Alten Scheune“. Doch der Spannungsbogen ist noch nicht überreizt, der Höhepunkt der Sendung naht erst noch: Das dreiköpfige Team der „Alten Scheune“ hat im Übermut 102, in Buchstaben einhundertzwei, Reservierungen für ein vermeintliches Neueröffnungsfest mit Rach’scher Unterstützung am Herd angenommen.

Gier oder Naivität, Rach munkelt über die Gründe, wirkt kurz sprachlos, dann wütend und legt mit Blick in die Kamera eine Generalkritik vor den Augen des Teams hin, die in dieser Art selten in der Geschichte der Sendung vorkam und jedem Angestellten in jeder Firma den Angstschweiß auf die Stirn treiben würde. In der Küche angekommen brodelt der Hamburger immer noch, fuchtelt wie wild mit einem Messer vor der Kamera rum und singt Lieder, um seine Stimmung zu verdrängen.

„Und wieder muss Rach alles retten“, tönt die Off-Stimme und versaut diesen wahrlich realistischen Moment mit all der glaubhaften Wut, die Christian Rach in dieser Szene ausstrahlt. Doch die Off-Stimme behält Recht: Am Abend wird gekocht, nicht gut, das gibt Rach vor den Gästen zu (die Kartoffeln waren scheinbar noch nicht gar), aber er ist begeistert. Friede, Freude, Eierkuchen in Halle, so wirkt es zumindest.

Ob der Erfolg anhält, bekommt der Zuschauer dieses Mal nur in sehr knapper Art und Weise präsentiert. Rach reist zwar erneut „Zur Alten Scheune“ und macht sich ein Bild von der Entwicklung. Gegessen wird allerdings nichts. Das Essen sei nicht das größte Problem gewesen, lernt der Zuschauer und denkt unweigerlich an den Beginn der Sendung.

Aber auch andere Eindrücke zählen und die sind eher mittelprächtig. Das Restaurant ist „genauso dunkel, wie am ersten Tag“, wie Rach feststellt. Die neue Karte sei sehr löblich, sagt er noch. „Bleibt mutig, bleibt bei der Sache“, lautet der letzte Tipp Rachs und dann ist er genau so plötzlich aus dem Lokal verschwunden, wie er an jenem ersten Tag gekommen war.

Im Kern also hat „Rach, der Restauranttester“ am Konzept der vergangenen sechs Staffeln festgehalten und nur wenige Dinge geändert. Rach kommt zumindest in dieser ersten Episode noch direkter daher, bleibt dabei aber weiterhin überzeugend.

Die Erfolgszutat, also die realistischen und wenig gestellt wirkenden Szenen, hat das Format auf jeden Fall nicht verloren. Nur die übertriebene Dramaturgie der RTL-typischen Off-Kommentare zerstört mit ihrer gespielten Tragik allzu oft die schöne Wahrhaftigkeit der Situationen.