Das erste Mal seit seiner Benennung zum Hamburger Generalmusikdirektor war der Dirigent jetzt mit den NDR-Sinfonikern im Konzert zu erleben.
Hamburg. Wäre man immun gegen Charisma und dessen Wirkung, würde man sagen, dieses Orchester lässt einfach jeden gut aussehen, der da vorne steht und pinselt. Die Sinfoniker des NDR sind derzeit in einer so bestechenden Verfassung, dass sie scheinbar gar nicht anders können, als sich schon selbst zu musikalischen Höchstleistungen anzutreiben.
Doch bei der Übersetzung der Partituren von Olivier Messiaens „Réveil des oiseaux“ („Weckruf der Vögel“) und Bruckners Sinfonie Nr. 7 E-Dur in Klang war die Präsenz des Gastdirigenten Kent Nagano, der am Donnerstag die voll besetzte Laeiszhalle erstmals in seiner zukünftigen Funktion als hamburgischer Generalmusikdirektor (ab 2015) im Rücken hatte, äußerst hilfreich. Unter diesem feingliedrig und doch bei Bedarf höchst energisch dirigierenden Charismatiker gelang dem Orchester ein phänomenal guter Abend.
Auf Messiaens wundervolle Vogelmusik mit ihrem undankbar schwer zu spielenden Klaviersolo-Part, den Angela Hewitt präzise, voll Subtilität und klanglicher Finessen bewältigte, folgte ohne Pause ein Bruckner, dem Nagano einen unerschöpflichen Reichtum an dynamischen Abstufungen und Klangfarben ablauschte. So plastisch, so atmend, so metaphysisch spannend und in ihren großen Bögen so schlüssig hat man diese Sinfonie lange nicht gehört.
Hier war kein altersweises Raunen am Werk, kein Verhandeln letzter Dinge wie einst unter Günter Wand. In den stärksten Passagen machte Nagano vielmehr Transzendenz erlebbar, das, was (auch) in der Musik über den Menschen gleich welchen Alters hinausweist. Sichtlich bewegt, dankte das Publikum ihm und dem Orchester mit lang anhaltendem Applaus.
Info: Heute in Lübeck in der MuK, 19.30, am Sonntag, 11.11., 11 Uhr, in der Laeiszhalle