Die Foto-Ausstellung “Neue Moscheen im Bild der Stadt“ im Museum für Hamburgische Geschichte zeigt Beispiele islamischer Gotteshäuser.
Hamburg. Jahrhundertelang bildeten christliche Kirchen in mitteleuropäischen Städten weitgehend konkurrenzlos die architektonischen Dominanten. Die Synagogen, die mit der rechtlichen Gleichstellung der Juden im 19. Jahrhundert nach und nach hinzutraten, wurden zum großen Teil von den Nationalsozialisten zerstört. Mit der Zuwanderung von Moslems seit den 1960er-Jahren veränderte sich die religiöse Situation in Deutschland erheblich, heute gibt es in der Bundesrepublik 11 000 moslemische Gemeinden, die über 2600 Gebetsräume und etwa 200 Moscheen verfügen.
"Neue Moscheen im Bild der Stadt", heißt eine Foto-Ausstellung, in der das Museum für Hamburgische Geschichte ab morgen der Frage nachgeht, wie islamische Gotteshäuser gestaltet sind, wie sie sich in das städtebaulich-architektonische Umfeld einpassen oder dieses prägen und welche religiösen Grundsätze in dem jeweiligen Bauwerk zum Ausdruck kommen.
Ausgangspunkt ist die Hamburger Centrum-Moschee, deren Minarette 2010 durch den Künstler Boran Burchhardt eine eigenwillige künstlerische Gestaltung erfahren haben. Die grünen Ornamente, die Burchardt bewusst ähnlich wie ein Fußball-Symbol entwarf, wurden auch in der Hamburger Gemeinde kontrovers aufgenommen, schließlich aber akzeptiert. "In der türkischen Presse löste dieses Projekt ein halbes Erdbeben aus", meinte Ahmet Yazici, der stellvertretende Vorsitzende der Centrum-Moschee.
In Hamburg gibt es 42 Moscheen und Gebetsräume, von denen nur ganz wenige im Stadtbild zu identifizieren sind. Eine Ausnahme bildet die Imam-Ali-Moschee, die 1961 an der Schönen Aussicht erbaut wurde. Der Entwurf dieses Gotteshauses, das bewusst orientalische Architekturmotive aufgreift, entstand in Zusammenarbeit zwischen dem Hamburger Architektenbüro Elingius & Schramm und dem iranischen Architekten Zargarpoor.
Mitunter stößt der Bau von Moscheen in Mitteleuropa auf Proteste, so hat das relativ große Projekt eines von Paul Böhm entworfenen Islamischen Kulturzentrums in Köln-Ehrenfeld einen "Moscheenstreit" ausgelöst, bei dem es nicht allein um Fragen von Gestaltung, Maßstab und Proportion ging, sondern auch Ressentiments und diffuse Ängste vor einer angeblichen architektonischen Überfremdung des Stadtbildes artikuliert wurden.
Dieses Projekt wird in der Ausstellung ebenso vorgestellt wie der preisgekrönte Entwurf des Zürcher Büros Frei und Saarinen, der sehr originell auf das 2009 per Volksentscheid in der Schweiz durchgesetzte "Minarettverbot" reagiert: Die Moschee hat die Form eines nüchternen Bürohochhauses, in dessen Fassade es eine Aussparung gibt: In der Dunkelheit ist der Kubus des Baukörpers nur noch schemenhaft wahrzunehmen, während sich die erleuchtete Leerstelle in der Fassade als virtuelles Minarett erkennen lässt.
Bauvorschriften gibt es für Moscheen nicht: Vorgeschrieben sind nur die Reinheit des Raums und dass das Gebet stets nach Mekka ausgerichtet sein muss. Auch bei Moschee-Neubauten dominiert noch häufig der Kuppelbau, der aus der christlich-byzantinischen Tradition stammt. Die Ausstellung zeigt aber auch beeindruckende Beispiele zeitgemäßerer und oft kühner architektonischer Lösungen, zum Beispiel aus den Golfstaaten. Eine der eindrucksvollsten Projekte entstand 2011 in Tirana, der Hauptstadt Albaniens, in der noch bis vor etwas mehr als zwei Jahrzehnten jede Form der Religionsausübung verboten war.
Neue Moscheen im Bild der Stadt. Hamburgmuseum, Holstenwall 24, bis 3.3.2013, Di-Sa 10.00-17.00, So 10.00-18.00