Nach seinem Anruf beim ZDF musste Strepp zurücktreten. Die SPD vermutet nun, dass es einen Auftrag von oben an den Sprecher gab.
Der Druck war zu groß: Keine 48 Stunden nach Bekanntwerden seines Anrufs beim ZDF ist CSU-Sprecher Strepp seinen Posten los. Er soll versucht haben, die Berichterstattung zu beeinflussen. Parteichef Seehofer nennt Strepps Rückzug „unvermeidlich“.
Der 44-Jährige habe darum gebeten, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden, und er habe dieser Bitte entsprochen, sagte Parteichef Horst Seehofer am Donnerstag in München. Der bayerische Ministerpräsident bezeichnete Strepps Rückzug als „unvermeidlich“ sowie „richtig und notwendig“.
Es gebe, was den umstrittenen Anruf Strepps in der „heute“-Redaktion des ZDF betrifft, weiterhin unterschiedliche Bewertungen vom Sender auf der einen und von Strepp auf der anderen Seite. Und weil man diesen Widerspruch nicht habe auflösen können, sei Strepps Rückzug unvermeidlich. Strepp sei als Pressesprecher die Schnittstelle zu den Medien und hätte seine Aufgaben unter diesen Umständen nicht mehr fortführen können, betonte der CSU-Chef.
SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sprach von einem Bauernopfer – und nahm vor allem CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt ins Visier. Es sei schwer vorstellbar, dass Strepp eigenmächtig gehandelt habe.
Strepp soll mit einem Anruf in der „heute“-Redaktion am Sonntag versucht haben, einen ZDF-Bericht über den bayerischen SPD-Parteitag mit der Kür des Spitzenkandidaten Christian Ude zu verhindern. Darüber hatte am Mittwoch die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf „übereinstimmende Schilderungen aus dem Sender“ berichtet. Strepp bestreitet weiterhin vehement, dass er auf die Berichterstattung habe Einfluss nehmen wollen. „Er sagt mir, dass er keinen Druck ausgeübt hat“, betonte Seehofer. Das ZDF blieb dagegen bei seiner Darstellung – und bekräftigte diese auch am Donnerstag.
Strepp habe sogar über mehrere SMS versucht, dessen Berichterstattung zu beeinflussen. Er habe am Sonntag SMS sowohl an den Leiter des ZDF-Landesstudios München als auch an den Leiter der ZDF-Hauptredaktion Aktuelles geschickt, in denen er sich nach der geplanten Berichterstattung über den Landesparteitag der bayerischen SPD erkundigt habe, teilte der Sender am Donnerstag in Mainz mit. Auch der ARD soll Strepp SMS geschickt haben.
ZDF-Chefredakteur Peter Frey sagte: „Der CSU-Pressesprecher hat am Sonntag auf verschiedenen Wegen versucht, die Berichterstattung des ZDF über eine andere Partei zu beeinflussen.“ Nach Darstellung von ZDF-Intendant Thomas Bellut belegen mehrere Vorgänge, dass Strepp die Berichterstattung habe beeinflussen wollen. „Die Intention des Anrufs war eindeutig“, erklärte Bellut am Donnerstag. Das ZDF werde den Vorgang in dem Ausschuss des Fernsehrats behandeln, der für die Chefredaktion zuständig sei, kündigte Bellut an.
Seehofer betonte nach persönlichen Gesprächen mit Strepp aber, dieser habe ihm versichert, ohne irgendeinen Auftrag beim ZDF angerufen zu haben. „Ich habe ihn ausdrücklich gefragt. Da hat er klipp und klar gesagt: Nein.“ Die Antwort sei eindeutig gewesen. Seehofer sprach angesichts Strepps Rückzug auch von einem „schweren Schritt“. Er habe mit Strepp in den vergangenen Jahren gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet. „Ich danke ihm auch für diese Größe, die er hier durch diesen Schritt zeigt“, betonte Seehofer.
„Das Bauernopfer ist gefallen“, erklärte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles. „Doch wir wollen wissen, wer die Verantwortung für den Anruf des Pressesprechers trägt. Es ist schwer vorstellbar, dass der Pressesprecher völlig eigenmächtig handelte.“ Dobrindt müsse für Transparenz sorgen. Der bayerische SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher sprach von einer „Causa Dobrindt“ und „Causa Seehofer“.
Auch den Grünen reicht der Rücktritt von CSU-Sprecher Hans Michael Strepp nicht aus. Bayerns Grünen-Fraktionschefin Margarethe Bause forderte am Donnerstag in München, nun müsse auch die Rolle von CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt und Parteichef Horst Seehofer in dem Fall geklärt werden. Auch sie könne sich kaum vorstellen, dass Strepp im Alleingang gehandelt habe.
Strepp war am Mittag zurückgetreten. Unstrittig ist, dass der bisherige CSU-Sprecher am Sonntag in der „heute“-Redaktion des ZDF angerufen hatte. Dabei versuchte er dem ZDF zufolge, einen Bericht in der Hauptnachrichtensendung um 19.00 Uhr über den Landesparteitag der bayerischen SPD in Nürnberg zu verhindern. Strepp hatte diese Darstellung bestritten.