Neuer “Wetten, dass ..?“-Moderator startete mit 13 Millionen Zuschauern, doch der überarbeiteten Show fehlte es an spannenden Ideen. Assistentin Cindy von Marzahn könnte eine Dauerlösung werden.

Hamburg. Der neue „Wetten, dass..?“-Moderator Markus Lanz würde eine weitere Zusammenarbeit mit Cindy von Marzahn begrüßen. „Wenn es nach mir geht: sehr gerne“, sagte der 43-Jährige dem Online-Medienmagazin „dwdl.de“. Die Berliner Komikerin hatte Lanz bei seiner Premiere als Assistentin unterstützt. Das ZDF ließ nach der Sendung zunächst offen, ob auch künftig eine Partnerin den Moderator unterstützt und wer diese Aufgabe übernehmen könnte.

Sein Vorgänger Thomas Gottschalk hatte die Show zuletzt mit Michelle Hunziker moderiert. Die Schweizerin lobte ihre Nachfolgerin: „Sie war super lustig. Wenn Thomas und ich 'Wetten, dass ..?' weitergemacht hätten, wir hätten sie bestimmt häufiger in der Sendung gehabt“, sagte Hunziker der „Bild“-Zeitung.

Auch für Lanz gab es am Montag nochmals Lob. Der Südtiroler habe vor allem mit Frische, Offenheit, Professionalität, guter Laune, Sympathie und Charme punkten können, sagte der Direktor des Grimme-Instituts, Uwe Kammann. Lanz habe sich im Verlauf der Sendung gesteigert: „Die Auftaktminuten wirkten ziemlich bemüht, zündende Pointen und frischer Witz fehlten, manches kam sogar altbacken und bemüht daher.“

Lanz kündigte unterdessen an, weiter am Konzept der Show zu feilen. „Ich glaube, wir müssen uns sehr genau überlegen, ob wir immer diese hohe Frequenz von Wetten spielen können“, sagte er „dwdl.de“. Teilweise sei „etwas zu viel Leben in der Bude gewesen“. Es habe auch Durchhänger gegeben, „einige sogar“. Insgesamt fiel sein Fazit aber positiv aus: „Ich denke, man kann sagen, dass wir 'Wetten, dass..?' nicht vor die Wand gefahren haben. Und das ist ja schon mal was.“ Die Bewährungsprobe folge im November mit der zweiten Sendung.

Die mehr als dreistündige Show sei sehr anstrengend gewesen, erzählte Lanz: „'Wetten, dass..?' ist ein kräftezehrender Marathonlauf.“ Trotzdem habe er die „Challenge“, bei der er gegen einen Herausforderer aus dem Publikum antrat, genossen. „Ich merkte plötzlich, dass die Kraftanstrengung, um die es da ging, auch etwas sehr Befreiendes hatte. Da konnte ich kurz Stress abbauen – und das Sakko ausziehen. Danach war es deutlich entspannter“, sagte der Moderator.

Lanz hatte bei seinem ersten Auftritt als „Wetten, dass..?“-Moderator am Samstagabend 13,62 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme gelockt. In Österreich schalteten 893.000 Zuschauer ein. Es war für jedes Zuschauerherz etwas dabei: Fußball und Vierbeiner, Kinder und Nackte. 13,62 Millionen Zuschauer schalteten die 200. "Wetten dass ..?"-Ausgabe ein, der Marktanteil lag bei sehr starken 43,7 Prozent. Der RTL-Konkurrent "Das Supertalent" hatte dagegen nicht mal beim Anteil der jungen Zuschauer etwas zu melden. Mission geglückt, man wird sich beim ZDF angesichts dieser Zahlen auf die Schultern klopfen. Ein unfreiwillig cleverer Schachzug der Programmverantwortlichen war der "Countdown" vor der Premiere, eine Art Aufwärmspaß mit den Lanz-Anhängern Luzia Braun, Joey Kelly und Horst Lichter, der mit einem Tanz von "Fernsehgarten"-Ansagerin Andrea Kiewel in der Garderobe des neuen "Wetten dass ..?"-Moderators endete. Mit jeder Minute wuchs beim Zuschauer die Vorfreude auf den Auftritt von Markus Lanz. Nach dem Motto: Schlechter kann's nicht mehr werden.

Niemand wird sagen können, dass sich der Gottschalk-Nachfolger, der anfangs so nervös war, dass er einem fast leidtun konnte, nicht ins Zeug gelegt hätte. Er quälte sich durch Liegestütze mit gefülltem Bierkasten auf dem Rücken, dass der Schweiß nur so von der Moderatorenstirn tropfte. Versuchte vergebens, Jennifer Lopez, die nach ihrem austauschbaren Popsong "Dance Again" (Lanz: "Tolle Nummer!") mit festgetackertem Lächeln auf dem Gästesofa hin- und herrutschte, Details über ihre Liaison mit einem Tänzer zu entlocken. Und nahm all jenen gleich zu Beginn den Wind aus den Segeln, die nörgelten, er sei genau der Falsche für diesen Job: "Ich habe das hier nicht gewollt. Von mir aus hätte das Thomas Gottschalk bis ins Rentenalter machen können." Mutiger Lanz.

Bleibt die Frage: Wenn es doch offensichtlich ranghohe Mitarbeiter im ZDF gibt, die von "Wetten dass ..?" und Lanz überzeugt sind - warum ist denen so wenig eingefallen, die Show emotionaler, spannender, ungewöhnlicher zu machen? Stattdessen gab es unwichtige Neuerungen bei Schnickschnack: Beim Einlaufen der Gäste halten die Prominenten ihre jeweiligen Wettkandidaten an der Hand - dann sitzen doch wieder nur die auf dem Sofa (orange-grau statt rot! Kein Gummibärchen mehr!), die jeder kennt, die anderen hat man irgendwo in den Kulissen versteckt.

Ihren ersten, einsamen Höhepunkt hatte die Sendung nach rund zwei Stunden. Was weniger an Markus Lanz lag als an Schauspieler Wotan Wilke Möhring und einer Handvoll Rassehunde. Die Wettkandidatin Monika Thaler wollte die Haare 22 verschiedener Hunderassen blind durch Ertasten unterscheiden können. Sie hockte in einer lilafarbenen Hundesalonkulisse, vor den Augen eine Pelzbrille, und befingerte kleine Wollbüschel.

Es war ein Moment wie aus einer 60er-Jahre-Unterhaltungssendung, so vollkommen retro, dass Möhrings Reaktion die einzig angemessene war: Mit völlig übertriebener Begeisterung und kindergeburtstagsaufgeregter Empathie hüpfte er um die Kandidatin, wischte sich imaginären Schweiß von der Stirn, verwechselte in der Hektik die einzelnen Haarproben. Schön bescheuert, aber schön.

Es gewann schließlich der Kandidat des Ehepaars van der Vaart, der auf einem "Slackline" genannten Seil balancierend Bälle ins Tor schießen konnte - nur eben ausgerechnet an diesem Abend nicht.

Markus Lanz hat getan, was längst zu seinem Markenzeichen geworden ist. Er hat harmlose Fragen mit tiefgründigem Timbre gestellt ("Karl, hättest du gern eigene Kinder gehabt?") und Wikipedia-Wissen ("Wotan Wilke Möhring wurde am 23. Mai 1967 in Detmold geboren") als Insiderinformation verkauft. Dass "Wetten dass ..? reloaded" keine gute Show geworden ist, ist weniger seine Schuld als die der Verantwortlichen, die statt in Comedy-Künstler vielleicht besser in gute Ideen investiert hätten. Dann kommt der Spaß von ganz allein.