Im Kinderfilm „Der kleine Rabe Socke“ leiht der Musiker der Titelfigur seine Stimme. Im Interview spricht er über Antihelden - und seine Werder-Hymne.
Hamburg. Der kleine Rabe Socke ist eine echte Nervensäge, er lügt, macht Blödsinn, klaut seinen Freunden das Spielzeug und ist dabei doch ein ganz schöner Angsthase. Warum lieben ihn trotzdem alle?
Jan Delay: „Als Kind musst du doch so egomäßig drauf sein, sonst hast du was verpasst. Und Notlügen braucht man, damit man seine Patzer vertuschen kann. Der Rabe Socke macht nur Scheiß und ist trotzdem sympathisch. Er ist ein Spacken und alle mögen ihn. Der Rabe Socke erinnert mich an mich.“
Kanntest du denn die Figur, bevor du den Film gemacht hast?
Delay : „Nö, aber als die Anfrage kam und das Drehbuch, fiel auch gleich so ein schwarzer, plüschiger Rabe aus dem Paket und den mochte ich gleich.“
Die Botschaften des Films sind wenig subtil: Freundschaft, Ehrlichkeit, Mut zählen. Ist das nicht ein bisschen platt?
Delay: „Ich glaube nicht, denn das ist ja auch das, was den Kindern wichtig ist. Für die muss ja alles nicht so hintergründig sein, die wollen ihren Spaß haben und sich in den Figuren wiederfinden. Und das geht doch prima bei Socke und seinen Freunden. Und spannend ist die Geschichte auch noch. Das ist doch cool.“
Es wird auch kräftig gesungen in dem Film und die Kinder im Publikum gehen gleich mit, so wie deine Fans bei deinen Konzerten. Was macht einen funktionierenden Song aus?
Delay: „Da gibt es kein Geheimrezept, ich mache das, was ich gerade gut finde und dann kann man einfach nur hoffen, dass es funktioniert. Kinder wollen nicht nur diesen pädagogischen Zeigefingerkram, die mögen auch ganz andere Songs. In meiner Kindheit bin ich voll auf die Gitarrenriffs von Frank Zappa abgefahren.“
Der Rabe Socke ist deine zweite Synchronarbeit. Was ist der Unterschied zu der Studioarbeit für deine Musik?
Delay: „Das ist total geil, ich gehe dahin, spreche meinen Text und muss dabei nicht viel denken. Ich sabble einfach los und habe kaum Gestaltungsfreiraum, außer natürlich mit der Stimme. Trotzdem ist das wie Fabrikarbeit. Wenn wir Songs aufnehmen, will ich immer noch hier und da etwas verbessern, habe 1000 Ideen, die mir auch nachts nicht aus dem Kopf gehen.“
Du giltst als Top-Performer auf der Bühne. Kannst du dir auch die Schauspielerei vorstellen?
Delay: „Um Gottes Willen, das ist mir viel zu viel Warterei. Ich kenne das ja nur ansatzweise von den Video-Drehs. Das ist eine völlig andere Welt als die des Musikers. Als Musiker erschaffe ich jedes Mal etwas Neues von mir, als Schauspieler folge ich anderen, stecke in einem Korsett.“
Und was steht als nächstes an?
Delay: „Vor allem ein wenig Zeit finden, um auch mal zum Fußball zu gehen. Denn wenn Werder Bremen endlich wieder richtig geil spielt, hol’ ich auch die Fan-Hymne aus der Schublade und schreibe sie endlich zu Ende.“