LOS ANGELES. Eine Zeitlang sah es so aus, als würde fast nur der polemische Dokumentarfilmer Michael Moore ("Fahrenheit 9/11") im US-Filmgeschäft die politische Fackel hochhalten. Die diesjährige Oscar-Verleihung, die in der Nacht zum Montag über die Bühne geht, zeigt aber, daß inzwischen in vielen für die Academy Awards nominierten Filmen gesellschaftspolitisch ein erfreulich frischer Wind weht.
Jenseits konservativer Hetero-Konventionen angesiedelt sind "Brokeback Mountain", der Film über zwei schwule Cowboys, und "Capote", das Porträt des berühmten homosexuellen US-Autors, der an einem der beiden Mörder, über die er seinen Roman "Kaltblütig" schreibt, nicht nur berufliches Interesse hegt. Felicity Huffman verkörpert in "Transamerica" eindrucksvoll einen transsexuellen Mann kurz vor der Geschlechtsumwandlung. George Clooney zeigt politisches Interesse in "Good Night, and Good Luck", einem Drama in den 50er Jahren und der McCarthy-Ära. Der Episodenfilm "L.A. Crash" demonstriert, daß im Schmelztiegel USA nicht immer zusammenwächst, was angeblich zusammengehört.
Die deutschen Hoffnungen, die im vergangenen auf Oliver Hirschbiegels Hitler-Film "Der Untergang" ruhten, werden diesmal ironischerweise von einer Widerstandskämpferin getragen. "Sophie Scholl - Die letzten Tage" von Marc Rothemund ist als bester nicht-englischer Film nominiert und gilt als Favorit. Vielleicht kann auch die Hamburgerin Ulrike Grote nach dem Studenten-Oscar mit ihrem Kurzfilm "Ausreißer" einen weiteren Coup landen.
- ProSieben überträgt die erstmals vom Entertainer Jon Stewart moderierte Oscar-Gala in der Nacht zum Montag ab zwei Uhr. Highlights zeigt der Sender am selben Tag um 22.15 Uhr.