Konzert: Chaos-Stimmung vor dem Auftritt von Whitney Houston, Natalie Cole und Dionne Warwick: lange Schlangen beim Karten-Umtausch.

Hamburg. Um 19.30 Uhr sollte gestern Abend das Konzert der drei Soul-Diven Whitney Houston, Dionne Warwick und Natalie Cole beginnen. In der AOL-Arena. Doch das Konzert war kurzfristig in die Color-Line-Arena verlegt worden. So mussten alle Besucher erst ihre Karten umtauschen, bevor sie Einlass bekamen. Das Chaos vor der Color-Line-Arena war perfekt.

Als um 20.30 Uhr den knapp 1500 wütenden, erbosten und ratlosen Konzertbesuchern, die sich noch vor den Kassenhäuschen drängten, mitgeteilt wurde, das Konzert würde nicht eher beginnen, bis auch der letzte noch Wartende seine Karte hätte, erklangen die ersten Takte von der Bühne, und Dionne Warwick trat auf. Sie sang als zweites Stück ihren Welthit "Walk On By". Und spätestens zu diesem Zeitpunkt wären alle Wartenden gerne an den Kassen vorbeigeströmt.

Viele der Zornigen, die zuvor pfeifend, buhend und mit Zeitungen um sich schlagend vor der Color-Line-Arena allzu lange hatten warten müssen, waren da aber lieber schon nach Hause gegangen. Andere, die ursprünglich Sitzplätze erworben hatten, mussten nun stehen. Nicht gerade das, was man sich für einen dreistündigen Konzertabend wünscht.

Irgendwie war von Anbeginn der Wurm drin in der Organisation dieser Konzerte. Ursprünglich waren vier Konzerte in Deutschland für die drei Sängerinnen vorgesehen. Der Hamburger Kaffeekonzern Tchibo hatte für die Planung die Frankfurter Sponsoring- und Konzertagentur WDP Entertainment engagiert, eine Firma, die in der Konzertveranstalter-Branche weitgehend unbekannt ist. Doch statt musikalischer Darbietungen gab es nun zunächst einmal jede Menge Verwirrung: Das Auftaktkonzert in Berlin war wegen mangelnder Nachfrage bereits abgesagt worden. Die drei anderen bundesweiten Konzerte in Hamburg, München und Gelsenkirchen wurden in kleinere Hallen verlegt.

Zum Auftaktkonzert in Hamburg gab es jedenfalls fast einen Skandal: Karten, die Konzertbesucher schon erworben hatten, waren nicht mehr gültig. Andere Besucher hatten ihre bereits bezahlten Karten gar nicht erst bekommen.

"Ich habe telefonisch vier Karten bestellt, bezahlt und eine Bestätigung bekommen. Die Karten habe ich nie erhalten", erzählt Meike Schöning aus Hamburg. Sie rief die zuständige Hotline an. Dort wurde ihr erklärt, dass ihre Karten wegen Überbuchung verfallen seien.

Ähnlich enttäuscht wurde Natascha Garisch, Rechtsanwältin aus Othmarschen: "Nach dem Bestellen und Bezahlen der Karten habe ich nie wieder etwas gehört. Erst auf Nachfrage wurde mir mitgeteilt, es sei ausverkauft, und meine Karten sind verfallen."

Tchibo-Sprecher Joachim Klähn zu dem Desaster:"Wir bedauern sehr, dass es so gelaufen ist. Wir sind letztlich nur der Vermarkter des Konzerts und haben von der Firma, die das Konzert ausrichtet, WDP Entertainment, mehr Professionalität erwartet." Aber daran mangelt es laut WDP-Mitarbeitern gar nicht: "Wir hatten zwei Tausch-Shops in der Arena eingerichtet, die ab 14 Uhr am Tag des Konzerts bereitstanden, um alte in neue Karten umzutauschen."

Obs an mangelnder Absprache oder mangelnder Professionalität lag, dass das Konzert so dilettantisch vorbereitet wurde, lässt sich nachträglich schwer sagen. Fest steht: Die Künstlerinnen waren Profis.

  • Konzertkritik folgt morgen