Gisbert zu Knyphausen ist der Songwriter der Stunde. Auch beim Sommerfestival auf Kampnagel ließ er sich mit einem ausverkauften Konzert feiern.
Hamburg. Es sind die gleichen schnoddrigen Texte, der gleiche melancholisch lakonisch durchs Leben taumelnde Duktus. Gisbert zu Knyphausen leugnet nicht, dass er die Rockpoesie von Element-Of-Crime-Dichter Sven Regner verehrt. Mit „Wer ich wirklich bin“ widmet er ihm sogar ein Cover, das sich von seinen eigenen Liedern kaum abhebt. Aber wen stört’s.
Gisbert zu Knyphausen, der eigentlich Gisbert Wilhelm Enno Freiherr zu Innhausen und Knyphausen heißt und auf einem Weingut im Rheingau aufwuchs, ist seit drei Jahren Hamburger. Und die Musikszene hat ihn vollkommen adoptiert. Wenn er in seinem Hit „Flugangst“ zersauselt und irgendwie schief ins Leben gebaut bekennt: „Ich und die Leidenschaft. Was für eine ungewohnte Kombination“, klingt das erschütternd aufrichtig. „Schau nicht so gequält. Das sieht scheiße aus“ heißt es im älteren Song „Spieglein Lichter covern“.
Der Sänger wettert gegen die Trägheit, lamentiert über den Suff und die Liebe und gibt sich allgemein unzufrieden mit sich und den anderen. Das können ihm viele nachfühlen und wippen auch bei seinem xten ausverkauften Hamburgkonzert in der Kampnagel Music Hall mit geschlossenen Augen zum Gitarren basierten Gegniedel seiner vierköpfigen Band. Auch wenn ihm zwischendurch für seine eigenen Texte eine Souffleuse fehlt, würde das diesem liebenswürdigen Kauz hier nie jemand verübeln. (asti)