Hamburg. "Ich nuschle immer so 'n bisschen", sagt Gisbert zu Knyphausen. Stimmt. Im Cafe in der Schanze kommen seine Sätze kaum gegen die (gar nicht so laute) Musik an. Von Zigarette zu Zigarette erzählt er von seinen ersten Bands in der alten Heimat im Rheingau. Damals war zu Knyphausen, dessen Name sich mal eben bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, reiner Gitarrist. "Ich hab da nie gesungen, das hätte ich mich auch nicht getraut." Dass der 29-Jährige es mittlerweile wagt, ans Mikro zu treten, ist ein Glück. Denn anders als im Gespräch erlangt seine Stimme dann eine nicht vermutete Intensität. Dunkel, eindringlich. Wie eine lässige Version von Reinhard Mey.

Angenehm durch den Wind sind seine Texte. Statt Parolen ein Für und Wider. In "Wer kann sich schon entscheiden?" lotet er das Dilemma zwischen Liebe und Freiheit aus. Und er scheut sich nicht, ans Eingemachte zu gehen: "In zwei Depressionen/hab ich gelernt zu verzeih'n/Wo die Verwundeten wohnen/da will ich sein." Auf seinem nun erschienenen Debüt trifft beherzt Rockendes auf intim Gezupftes. An diesem Mittwoch präsentiert der Wahl-Hamburger zwölf neue Stücke im Uebel & Gefährlich.

Dass diese sanft-wütende Innenschau nun überhaupt auf CD gebrannt ist, ist nicht selbstverständlich. Denn zu Knyphausen besingt erhobenen Hauptes die eigene Trägheit: "Ich hab keine Kraft und keinen Plan/bloß schwer verträumte Eitelkeit."

Nach dem Abi fing er in Berlin an, Musikwissenschaften zu studieren, was sich schnell als "zu theoretisch" entpuppte. Zu Hause spielte er dem Aufnahmegerät vor - und höchstens mal einem Kumpel. "Aber ich habe nie was fertig gemacht." So richtig rausgekommen mit dem eigenen Klang ist er erst im niederländischen Nijmegen, wo er sich zum Musiktherapeuten ausbilden ließ. "Eine Freundin von mir hat da so Hausmusik-Abende veranstaltet, da habe ich mich überreden lassen." Auch der Hamburger Popkurs schuf künstlerisches Selbstvertrauen - und Kontakte. An der Hochschule für Musik und Theater fand sich seine erste Hamburger Band Braut und Degen, zuletzt feilte er an Live-Präsenz und Demos.

All das Aufgewühlte, die Zweifel fließen auch in zu Knyphausens Verse ein. Ein eher lakonisches als pathetisches Zwiegespräch mit sich selbst: "Und jetzt schau nicht so gequält, das sieht scheiße aus."


30.4., Uebel & Gefährlich, 8 Euro