Der Senat hat die Sternwarte und den Jüdischen Friedhof Altona vorgeschlagen. Hamburg hat noch kein offizielles Unesco-Weltkulturerbe.

Hamburg. Ein jüdischer Friedhof und eine Sternwarte sollen in Hamburg Unesco-Welterbe werden. Diesen Vorschlag hat die Hansestadt Hamburg der Kulturministerkonferenz (KMK) der Länder gemacht. Diese sammelt bis zum 1. August die maximal 32 Nominierungen - zwei je Bundesland. Die KMK entscheidet 2014 darüber, mit welchen deutschen Stätten sie sich ab 2016 bei der Unesco wieder für den „ideellen Titel“ bewirbt, wie Hamburgs Kulturstaatsrat Niklas Hill am Dienstag berichtete. Die Unesco will das Kultur- und Naturerbe der Menschheit erhalten, auch das Wattenmeer gehört dazu.

Weltkulturerbe dürfen sich 37 Denkmäler in Deutschland nennen, darunter Lübeck seit 1987 und die Altstädte von Stralsund und Wismar seit 2002. Für Hamburg stehen seit 1998 das Chilehaus mit Kontorhausviertel und Speicherstadt auf der deutschen Warteliste. Sollte die Unesco 2015 dem Ensemble diesen Titel zusprechen, wären es die ersten Gebäude der Hansestadt. Diese Bewerbung kostet die Stadt nach Angaben der Kulturbehörde rund 350 000 Euro. Alle nominierten Hamburger Stätten stehen ohnehin unter Denkmalschutz.

Der Kulturstaatsrat ist zuversichtlich, dass der jüdische Friedhof im Stadtteil Altona und die Sternwarte im Stadtteil Bergedorf in die deutsche Endausscheidung kommen. Denkmäler der Wissenschaft und der Neuzeit seien auf der Unesco-Liste unterrepräsentiert, sagte der Leiter des Denkmalschutzamtes Frank Hesse.

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Dies spricht für die Hamburger Sternwarte: Sie gibt es seit 100 Jahren in Bergedorf. Das Jugendstil-Ensemble ist über die Jahrzehnte und ungeachtet der beiden Weltkriege fast vollständig im Erscheinungsbild erhalten geblieben. Seit 1912 wird dort im Bereich der Astronomie und Astrophysik geforscht. Die Mitarbeiter der Universität Hamburg nutzen immer noch Instrumente aus der Anfangszeit, wie Linsenfernrohre und Spiegelteleskope. Als Rarität gilt auch die Bibliothek, die ihren Bestand auf heute rund 70 000 Bücher ausgebaut hat.

Damit die Sternwarte letztendlich zum Zuge kommt, prüft Hamburg auch eine gemeinsame Unesco-Bewerbung mit der Sternwarte La Plata bei Buenos Aires (Argentinien). Auch für die jüdische Grabstätte lotet Hamburg zwei Varianten aus. Neben der Einzelbewerbung ist eine Partnerschaft mit dem südamerikanischen Surinam und dessen Synagogen-Ruine und Friedhof „Jodensavanne and Cassipora Cemetry“ angedacht.

Das vor vierhundert Jahren angelegte Gräberfeld im Hamburger Stadtteil Altona gilt als einer der bedeutendsten jüdischen Friedhöfe der Welt. Die Einzigartigkeit des Areals liegt auch darin, dass hier sefardische (portugiesische) und aschkenasische (deutsche und osteuropäische) Juden nebeneinander beerdigt sind. Frommet Mendelssohn, die Frau des Philosophen Moses Mendelssohn, liegt hier begraben, ebenso wie Samson Heine, der Vater des Dichters Heinrich Heine. Im sefardischen Teil seien rund 1600 kunstvoll verzierte Grabmale des 17. und 18. Jahrhunderts zu finden, berichtete der Staatsrat. Seit 2007 ist der Friedhof wieder für Besucher zugänglich.

„Es ist wichtig, dass wir für Kulturstätten in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein schaffen“, sagte Hill. Sollte ein hanseatisches Bauwerk je in den Genuss des Titels kommen, verspricht sich der Senat davon mehr Aufmerksamkeit – und letztlich einen Image- und Werbegewinn für die Stadt. „Welterbe ist ein großer Begriff“, ergänzte der Staatsrat und zeigte Verständnis für das gewissenhafte Verfahren und die strengen Kriterien. Unter anderem muss ein Denkmal nach seinen Angaben den Beweis antreten, „ein Meisterwerk der menschlichen Schöpferkraft zu sein“ oder „ein außergewöhnliches Zeugnis einer kulturellen Tradition“.

Infos unter www.jüdischer-friedhof-altona.de