Am ersten Tag des Campus Open Air 2012 vor dem Audimax der Universität Hamburg war das Publikum primär mit sich selbst beschäftigt.

Hamburg. Selbst am linksalternativen Cocktailstand hat alles seine deutsche Ordnung: Wer sich von der falschen Seite anpirscht, dem wird mit einem gebrummelten „Die Schlange ist da drüben.“ der rechte Weg gewiesen. Und auch ansonsten geht es beim ersten Tag des Campus Open Air zwischen Allende-Platz und Audimax sehr gesittet zu.

Die überwiegend jungen Gäste des Gratis-Festivals stromern durch die Gegend, genießen die Abendsonne oder stehen Klönschnack haltend in Grüppchen herum. Auf der Bühne gegenüber des Philosophen-Turms müht sich derweil Torsun, Frontmann der Vorzeige-Elektro-Revoluzzer von Egotronic , das allgemeine Interesse zu wecken. Doch jenseits der ersten paar Reihen will der Funke einfach nicht überspringen. Vorn wird zaghaft gehüpft, werden ein paar Hände geschwenkt und die eine oder andere Zeile mitgegröhlt. Dahinter schwankt die Stimmung zwischen wohlwollendem Zuhören und gepflegter Ignoranz. Festivalstimmung will nicht so recht aufkommen. Das Gefühl gleicht eher dem einer übergroßen, ins Freie verlegten WG-Party, auf der zufällig auch einige Bands auftreten.

Möglicherweise greift die Weisheit der Altvorderen: „Was nix kost’, kann nix sein.“ Gut, Sizarr aus Landau geben sich erstaunlich zahm, geradezu Mainstream-kompatibel. Der Mix aus allen möglichen Stilen von Weltmusik bis zu Elektro kommt am Donnerstag sehr unbeschwert, ohne viele Ecken und Kanten daher. Aber dass die geballte Studentenmasse bei Torsun nicht in Schwung kommt und auch die bekloppten Schweden Slagsmålsklubben mit ihrem wüsten Elektro-Cocktail kaum mehr an Alarm im Publikum hervorrufen, ist schon ein wenig rätselhaft.

Vielleicht halten die Damen und Herren aber auch mit ihrer Energie haus: Schließlich tritt am Freitagabend noch der Pandamann Cro auf. Dessen Album „Raop“ erscheint am gleichen Tag und überhaupt ist der stets maskierte Jungspund im Moment das ganz heiße Eisen. Mal schauen, ob es dann nicht doch noch etwas kreative Unordnung gibt…