Der für Hamburg angetretene Alex Meyer gewann im Finale der unter 20-Jährigen bei den deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften.

Hamburg. Alex Meyer ist völlig erschöpft, der Schweiß läuft ihm von der Stirn, die Schultern sacken nach vorn. Den Siegergürtel im Boxweltmeisterstil, den er gerade im U20-Finale der deutschsprachigen Poetry Slam Meisterschaften gewonnen hat, hält der massige junge Mann kurz hoch, verbeugt sich noch einmal, dann tritt er wieder zurück in den Kreis der anderen Finalisten, die mit ihm am frühen Freitagabend auf der Bühne des nahezu ausverkauften Schauspielhauses stehen.

Er ist ein verdienter Sieger, der sich knapp gegen hochklassige Konkurrenz durchsetzen konnte. Mit seinem wortgewaltigen Auftreten hat er sie alle ausgestochen; die Berliner Josefine Berkholz und ihren hochemotionalen Vortrag über den Widerstreit zwischen lautem Schein und leisem Sein, den Kieler Rasmus Blohm und seine bösartige Betrachtung des Alterns genauso wie vier weitere Finalisten und seinen schärfsten Konkurrenten: Philipp Herold, der ebenfalls für eine Hamburger Slammer-Truppe angetreten war und gegen Meyer zuletzt mit 46,8 zu 47,0 Punkten in der Jury-Wertung verlor.

Der ehrliche Zorn, die unglaubliche Bühnenpräsenz und das Spiel mit dem Publikum, mit denen Meyer brillierte, gaben letztendlich den Ausschlag. In der ersten Finalrunde holte er zu einer fulminanten Kritik an der Heuchelei in unserer Konsumgesellschaft aus, aufgehängt an einer unsäglich pathetischen Coca-Cola-Werbung. Im Finalstechen der besten Zwei beschrieb er die „Generation Nichts“, als die er sich und seine Altersgenossen wahrnimmt, dermaßen eindringlich, dass der selbstverliebte Sprachspieler Herold das Nachsehen hatte.

Ein hochklassiges Finale, das trotz aller Hast – Moderator Moritz Neumeier entschuldigte sich mit den Worten: „Wir müssen diesen Saal um 21 Uhr geräumt haben“ – nicht nur den Künstlern in guter Erinnerung bleiben wird.