Na gut, die Raab-Show erreichte rund 1,7 Millionen Zuschauer, doch das sind deutlich zu wenig. Der Berliner Bendzko konnte trotzdem jubeln.
Köln/Hamburg. Enttäuschung auf der einen, Jubel auf der anderen Seite. Während ProSieben sich über schlechte Einschaltquoten ärgern muss, darf der Berliner Newcommer Tim Bendzko sich freuen. Er gewann den Bundesvision Song Contest 2011 am Donnerstagabend in der Kölner Lanxess-Arena. Für Stefan Raab allerdings war das auf ProSieben übertragene Mega-Event eine Pleite. Dabei ist der Entertainer eigentlich für seinen Erfolg bekannt, seine Shows stets ein Zuschauergarant. Doch die diesjährige Ausgabe des Bundesvision Song Contest blieb schwach. Nur 1,31 Millionen Zuschauer in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen (Marktanteil 12,8 Prozent) und 1,67 Millionen Menschen insgesamt (7,0 Prozent) schalteten laut meedia.de die Sendung ab 20.15 Uhr ein. Ein Tiefpunkt für ProSieben und Stefan Raab. So schlecht schnitt die Show, die seit 2005 jedes Jahr ausgestrahlt wird, noch nie ab. Der Bundesvision Song Contest erreichte am Donnerstagabend damit zwar Werte leicht über dem ProSieben-Durchschnitt, für den Aufwand des Events aber deutlich zu wenig. 2010 hatten noch 2,42 Millionen Menschen eingeschaltet (9,3 Prozent).
Die größte Konkurrenz kam vom Privatsender Vox, der zeitgleich den Klassiker "Independence Day" zeigte und insgesamt 2,54 Millionen TV-Zuschauer anlockte. Auch die Europa League mit Schalke 04 (3,32 Millionen) und Hannover 96 (3,08 Millionen) auf Kabel Eins bewährte sich als Quotenerfolg. Die Hommage an Udo Jürgens "Der Mann mit dem Fagott" in der ARD erreichte ebenfalls ein ordentliches Ergebnis und war das meistgesehene Prime-Time-Programm des Abends: 4,19 Millionen sorgten für einen Marktanteil von 13,7 Prozent. Dennoch erreichte der Film damit nur knapp mehr Zuschauer als die Dauer-Actionserie "Alarm für Cobra 11" auf RTL (4,14 Millionen und 13,5 Prozent). Das ZDF scheiterte mit "Wilsberg" sogar an der vier-Millionen-Marke: Nur 3,78 Millionen wollten den Krimi sehen.
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Zum siebten Mal inszenierte Gastgeber Raab am Donnerstagabend den musikalischen Wettbewerb der 16 Bundesländer – dieses Jahr aus der Kölner Lanxess-Arena, weil im vergangenen Jahr Unheilig für Nordrhein-Westfalen gewonnen hatte. Die Zuschauer kürten schließlich Tim Bendzko aus Berlin zum Sieger des Wettstreits. Der Jüngling mit blonden Locken, der nach Angaben von ProSieben Theologie studiert hat, begeisterte mit seiner Liebes-Ballade „Wenn Worte meine Sprache wären“ – optisch begleitet von einer Großbild-Leinwand, auf der eine geheimnisvolle Schönheit lasziv durch einen Maschendrahtzaun blickte.
Lena Meyer-Landrut – 2010 die Siegerin des internationalen Vorbilds Eurovision Song Contest -, die aus dem Warteraum der Bands regelmäßig zugeschaltet wurde, stellte den Teilnehmern zwar unverfängliche Fragen, leider jedoch immer die gleichen: „Geht's euch gut?“, „Wollt ihr noch irgendwas sagen?“. Den Befragten ging es in der Regel gut und sie baten die Zuschauer artig um Anrufe oder SMS zu ihren Gunsten.
Tomte-Musiker Thees Uhlmann aus Hamburg präsentierte wiederum sein Lied „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“. Uhlmann sagte schon vor der Sendung über den verhältnismäßig sperrigen Titel, das sei eben mal was, worüber man nachdenken könne. „Ich schaue Tier-Dokus mit meiner Mutter.“ Sie sei auch der Mensch, den er im Falle des Sieges als erstes anrufen würde. Dazu kam es allerdings nicht. Er landete auf Platz acht.
Schon bevor die letzten Punkte vergeben waren, hatte sich Tim Bendzko uneinholbar an die Spitze des Feldes gesetzt. Der von ihm zuvor für diesen Fall befürchtete Herzinfarkt blieb aus. Auf dem zweiten Platz landete der Bremer Musiker Flo Mega mit einem Song aus dem Soul-Genre („Zurück“) – wie sämtliche anderen Lieder komplett auf Deutsch. Nach dem Sieg des Berliner Teilnehmers wird der Bundesvision Song Contest im nächsten Jahr erneut in der deutschen Hauptstadt präsentiert. Von sieben dieser innerdeutschen Musikwettbewerbe hat dreimal Berlin gewonnen (2009 Peter Fox, 2006 Seeed).