Die ARD-Intendanten wollen Frieden mit den Verlegern schließen. Ganz auf Text zu verzichten, wie das ZDF bei seiner App, wollen sie aber nicht.

Potsdam. Nach der Klage gegen die „Tagesschau“-App sucht die ARD mit den Zeitungsverlegern nach einem Kompromiss. Mit einzelnen Vertretern gebe es wieder Gespräche, sagte die ARD-Vorsitzende Monika Piel am Mittwoch nach einem ARD-Intendantentreffen in Potsdam. Man könne darüber reden, wie viele Textelemente neben Videos und Audiostücken in die Anwendungen für Smartphones und Tablet-PCs einfließen. Zugleich bekräftigte sie: „Es geht nicht ohne Text.“

Acht Verlage hatten im Juni bei der Wettbewerbskammer des Landgerichts Köln eine gemeinsame Klage gegen ARD und NDR eingereicht. Sie wollen sich gegen die nach ihrer Ansicht „textdominante Berichterstattung“ in der App wehren, welche die ARD seit Weihnachten 2010 kostenlos anbietet. Das Gericht will über die Klage am 13. Oktober verhandeln.

Was bedeutet presseähnlich?

Die Verlage stützen sich auf den Rundfunkstaatsvertrag der Länder, der ihrer Ansicht nach presseähnliche digitale Inhalte der öffentlich-rechtlichen Sender ohne konkreten Bezug zu einer erfolgten Sendung verbietet.

Die RBB-Intendantin Dagmar Reim sagte am Mittwoch dazu: „'Presseähnliche Angebote' ist ein Gummibegriff.“ Der Streit sei „bizarr“. Im Internet gebe es nur ein Miteinander von Text, Video und Audio. Texte müssten angeboten werden und „wir sind uns sicher, dass wir das auch dürfen.“ Über Gewichtungen könne man aber reden. ARD-Programmdirektor Volker Herres sagte, dass sein Sender junges Publikum ansprechen solle. Deshalb müsse man auch auf anderen Vertriebswegen wie der App unterwegs sein.

+++ Presse klagt gegen die "Tagesschau"-App +++

Das ZDF ist seit Anfang September mit einer eigenen Applikation auf dem Markt. Anders als die von den Verlegern stark kritisierte Anwendung der ARD-„Tagesschau“ bietet das ZDF lediglich Videos und keine Berichte im Textformat an. Diese Form trifft bei den Verlegern auf breite Zustimmung.

Piel bleibt ARD-Vorsitzende

Unterdessen stellten die Intendanten die Weichen für die kommenden Jahre. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) soll 2012 weiter in der ARD die Geschäfte führen. WDR-Intendantin Monika Piel bleibt damit auch im nächste Jahr ARD-Vorsitzende. Der WDR hat die Geschäftsführung seit dem 1. Januar 2011 inne.

Das Fernsehangebot für seh- und hörgeschädigte Menschen wird deutlich ausgeweitet. Bis 2013 sollen im Ersten alle Erstausstrahlungen mit Untertiteln für gehörlose und schwerhörige Zuschauer versehen werden, sagte Piel. Derzeit liege der Anteil bei 37 Prozent. Zudem sollen künftig alle fiktionalen Formate sowie Tier- und Naturfilme im Hauptprogramm eine Hörfilmfassung für blinde und stark sehbehinderte Menschen bekommen.