Zeitungsverleger sind erleichtert, solange das ZDF auf Texte verzichtet und nur bei Videos bleibt. Doch der Sender kündigt weiteren Ausbau an.
Berlin/Mainz. Die neue App des ZDF sorgt weiter für Furore. Nach dem das Zweite Deutsche Fernsehen am Montag seine Anwendung für Handys und Tablet-PCs gestartet hat, schoss die App am Dienstag in den „App Stores“ prompt auf Platz eins der Download-Charts. Die Anwendung funktioniert auf iPhones und iPads sowie auf Handys mit Googles Betriebssystem Android und bietet Nutzern die mobile Mediathek des Mainzer Senders, die dort einzelne Beiträge oder auch ganze Sendungen abrufen können.
Bei den Zeitungsverlegern, die den gebührenfinanzierten Online-Aktivitäten der Öffentlich-Rechtlichen kritisch gegenüber stehen, hat sich die App beliebt gemacht. „Wenn nach diesem Modell künftig alle öffentlich-rechtlichen Angebote auf Tablets und Smartphones gestaltet werden, dann ist der Konflikt zwischen Verlagen und den Rundfunksendern gelöst“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Zeitungsverlegerverbandes BDZV, Dietmar Wolff, in Berlin. Die ZDF-App demonstriere, dass es möglich sei, sich auf Videos zu konzentrieren. Die ARD solle dem Beispiel folgen.
ZDF-Apps zunächst ohne Textberichte
Anders als die von den Verlegern mehrfach stark kritisierte App der ARD-„Tagesschau“, gegen den derzeit acht Verlage klagen , enthält die erste App des ZDF lediglich Videos und keine Berichte in Textform. Die Verlage sehen von der ARD ihr eigenes Geschäftsmodell bedroht.
+++ Presse klagt gegen die "Tagesschau"-App +++
ZDF-Chefredakteur Peter Frey sagte zur ZDF-App in einem Gespräch mit dem „Medienmagazin“ des RBB-Inforadios, das am Wochenende verbreitet wurde: „Ich empfinde das geradezu als ein Friedensangebot an die Verleger.“ Frey sprach allerdings auch davon, dass sein Sender in den Apps lediglich „im ersten Schritt“ auf Textangebote verzichte. Sein Intendant Markus Schächter hatte zuvor bereits angekündigt, dass weitere Apps folgen sollten, darunter zu Sport und Nachrichten.
Frey verteidigte zudem die Entscheidung, für die App keine Gebühr zu verlangen. Die Nutzer hätten mit ihren Rundfunkgebühren für die Inhalte der Mediathek-App bereits einen Obolus entrichtet. „Es wäre geradezu eine Ungerechtigkeit, sie nur für einen technischen Verbreitungsweg noch einmal bezahlen zu lassen“, sagte Frey.
Server des ZDF zeitweise überlastet
Der Ansturm auf die ZDF-App war am Montag so groß, dass die Server des Senders teilweise nicht mit der Auslieferung der Videos nachkamen. So hieß es beim Aufruf der App bei einigen Nutzern zeitweise: „Dienst vorübergehend nicht verfügbar“ – verbunden mit der Bitte, es später noch einmal zu probieren. (dapd)