In Prousts "Suche nach der verlorenen Zeit" ist es ein Stückchen Gebäck, dass eine Lawine aus Erinnerungen und Emotionen freisetzt. Jonathan Safran Foers Roman "Extrem laut und unglaublich nah" (KiWi), der vier Jahre nach dem Terrorakt erschien, verwendet ein noch plakativeres Symbol: einen Schlüssel, als Türöffner zu einer neuen Welt und zu alten Erinnerungen. Der kleine Oskar Schell, eine skurrile Mischung aus Wunderkind und Klugscheißer, dessen Vater bei den Anschlägen auf die Twin Towers ums Leben kam, findet diesen Schlüssel und macht sich auf die Suche nach dessen Geheimnissen.
Wie bei jeder guten Reise zu sich selbst ist nicht das Ziel, sondern der Weg dorthin die Essenz des Seins. Foers Held kommt auf weiten Strecken dieser Suche zu altklug und frühreif daher, es gibt Passagen, die überzuckert sind und kitschig. Doch der Mut, sich dem heiklen Thema literarisch zu nähern, ist bewundernswert und bleibt im Gedächtnis. Ebenso wie eine der vielen Ideen Oskars - dass Menschen Vogelfutter-Hemden tragen sollten, um sie beim freien Fall zu beschützen. Das Ende des Buchs: ein Daumenkino, bei dem ein Mann nach oben fliegt.