Über 10 000 Fans ließen sich im Spätsommer auf der Bahrenfelder Trabrennbahn von den Beatsteaks aus Berlin 100 Minuten lang phonföhnen.

Hamburg. "Es werde Licht. Und es ward Licht. Es werde Gitarre. Und es ward Gitarre. Es werde Schlagzeug. Und es ward Schlagzeug. Es werde Rock!" Die Genesis des Lärms, 1977 von AC/DC in "Let There Be Rock" beschworen, wird auch von den Beatsteaks seit 1995 immer wieder neu geschrieben. Und das sehr erfolgreich: Das aktuelle Album "Boombox" eroberte im Januar souverän die Spitze der Charts.

Dabei klingen die fünf Berliner auf ihren sechs Studioalben nicht immer mitreißend, "Punk der Bausparer" urteilt zum Beispiel die "taz" über "Boombox". Aber live sind die Beatsteaks eine Macht, und so pilgern am Sonnabend über 10 000 Fans zur Bahrenfelder Trabrennbahn, um sich unter Sonne und Mond phonföhnen zu lassen.

+++ Zwei Auswärtige im Freizeitstress +++

Mit "Vision" und "Monster" wird der Pop-Pogo gestartet und mit "Hand In Hand" weiter entfesselt. Frontmann Arnim Teutoburg-Weiß klingt zwar wie ein bezechter Marktschreier nach acht Stunden Urschrei-Therapie ("Ich bin heute etwas angeschlagen"), aber die Zuschauer kümmert nichts, so lange er singt. Frauen steigen zu "Bullets From Another Dimension" auf Männerschultern, Männer lassen bei "Panic" ihre 2-Euro-Pfandbecher in die Luft gehen - es wird 100 Minuten lang gerockt, koste es, was es wolle.

"Duchdrehen! Durchdrehen!", fordert Arnim. "Atomic Love" macht den Befehl zum erfüllten Wunsch. Bengalos werden - eine nervige neue Unsitte bei Freiluft-Konzerten - entfacht, die Security blendet das Publikum zusätzlich mit sonnenhellen Strahlern. "Durchdrehen!" Flecken tanzen auf den Augen Pogo. Es werde weniger Licht. Bitte!

"Wie kannst du bei den Beatsteaks ruhig sitzen bleiben", fragen die Ärzte im Song "Unrockbar", dennoch setzen sich die 10 000 bei "Let Me In" auf Kommando hin und springen anschließend in den Zugabenteil.

Die Beatsteaks zünden "Frieda und die Bomben" ("Menschen stolpern, sieht ja klasse aus") und "Hello Joe". "Trommelfeuer aus der Hitkanone", wie Arnim sagt. Nach "I Don't Care As Long As You Sing", "What's Coming Over You", "Milk & Honey" und "Hail To The Freaks" gehen die Lichter aus. Es ward Rock. Und Gott sah, dass es gut war.