Regelmäßige Bewegung hält jung, das gilt für Breitensportler ebenso wie für die Band Beatsteaks um Frontmann Arnim Teutoburg-Weiß und ihre Fans.
Hamburg. Inmitten der von Hamburg und Berlin gehegten und gepflegten Animositäten gibt es eine neutrale Zone, in der sich alle lieb haben und die Sticheleien eine Zeit lang ruhen lassen. Dort haben unter anderem die Beatsteaks ihr Zuhause. Und die Berliner Band um Frontmann Arnim Teutoburg-Weiß macht einiges dafür, damit das auch so bleibt.
Sei es, dass der Sänger noch einmal den Vorzeige-Einpeitscher Dendemann hochleben lässt; den reibeisenden Rock-Rapper und Wahlhamburger, der als Support die ohnehin schon ausgelassene Stimmung noch weiter in die Höhe treibt. Oder seien es die schon zum guten Ton gehörenden St.-Pauli-Schmeicheleien und die Erinnerung daran, dass die Beatsteaks am Dienstagabend bereits zum 20. Mal in der Stadt sind.
Die 7000 Fans in der ausverkauften Sporthalle lassen sich gerne auf das importierte Lokalkolorit ein. Und bekommen im Gegenzug ein gesteckt volles Programm serviert. 27 Songs reißen die Jungs in unter zwei Stunden ab. Wünsche bleiben da kaum offen. Denn nicht nur das neue Material des oftmals sanfteren, weniger punkigen, in Teilen fast schon poppig daherkommenden Albums "Boombox", auch die früheren Scheiben, die alten Kracher wie "Let Me In", "Panic" oder "Summer" kommen zu ihrem Recht. Der richtige Weg, um alle im bunt gemischten Publikum zufriedenzustellen.
Vor der Bühne finden sich Rockabillys, Skater-Punks und wild pogendes Jungvolk, dazwischen eine ganze Menge glücklich dreinschauender Pärchen. Auf der Bühne stemmt sich die Band recht erfolgreich gegen das Älterwerden und zeigt, dass sie das Spiel mit den Erwartungen perfekt beherrscht. Auf das radiotaugliche "Milk & Honey" folgt mit "Monster" ein passend betitelter Klotz. Die Reihung "Hello Joe", "Demons Galore" und "Hail To The Freaks" hinterlässt deutliche sichtbare Schweißspuren auf T-Shirts und Tops. Dazwischen merkt man Teutoburg-Weiß die Herkunft aus einer Zirkusfamilie deutlich an: Er ist der unangefochtene Herr der Manege, dirigiert das Publikum, lässt die Menge aufeinander zustürmen, sich hinsetzen und wieder aufspringen und verteilt zur Belohnung musikalische Leckerlis.
Die dürfen auch einmal aus fremder Produktion stammen: Über die Beatsteaks-Version des Nirvana-Songs "Territorial Pissings" hätte sich Kurt Cobain zwar nicht gefreut, das war schließlich auch nicht seine Art - aber er hätte wohl gelächelt.
Genau wie die verschwitzte Menschenmasse, die sich nach dem Konzert durch die Hamburger Nacht in Richtung U-Bahn wälzt. Und schon einmal über die Anschaffung einer Karte für den nächsten Auftritt ihrer Lieblingsberliner nachdenken kann: Am 3. September sind die Beatsteaks zum 21. Mal in Hamburg, auf der Trabrennbahn. Obwohl das Wo wahrscheinlich gar nicht so wichtig ist. Für Beatsteaks-Konzerte gilt schließlich: "I Don't Care As Long As You Sing."