Die Gängeviertel-Initiative fordert ein Umdenken in der Senatspolitik und holt den Michel-Restaurator Joachim Reinig mit ins Boot
Hamburg. Wer Geburtstag hat, darf sich was wünschen. Bei zweijährigen Kindern ist die Erfüllung dieser Wünsche in aller Regel noch problemlos leistbar. Im Falle der Gängeviertel-Initiative, die an diesem Wochenende das zweijährige Revival des historischen Areals feiern wird, kann davon schon längst nicht mehr die Rede sein.
Die Initiative hat gestern ein weiteres Mal ein Umdenken aufseiten der Stadtentwicklungsbehörde gefordert, die Verhandlungen drohen aus ihrer Sicht zu scheitern. Senatorin Jutta Blankau (SPD) sei an der Adresse des historischen Quartiers vor allem auf die Erstellung von Sozialwohnungen aus, hieß es. Während die Instandnehmer das kulturelle Projekt zu einem kulturellen Ort werden lassen wollen, indem sie dort ein soziokulturelles Genossenschaftsmodell nach eigenen Spielregeln planen und realisieren wollen, widersetzt sich die Politik dem Ansinnen der totalen Selbstverwaltung und der sofortigen Übernahme aller Gebäude nach ihrer Sanierung.
Das Vokabular abseits des Verhandlungstischs ist von einem konfliktfreien Miteinander deutlich entfernt: Man warf der Gegenseite "Respektlosigkeit" vor, trotz der guten Zusammenarbeit bei vielen Aspekten des Miteinanderarbeitens sei ein grundsätzliches Verständnis der Notwendigkeiten nicht vorhanden. Größte Streitpunkte sind nach wie vor die Frage der Selbstverwaltung sowie die Frage, wer wie die Sanierung durchführt. Offenbar gab es mit dem schwarz-grünen Senat größere Schnittmengen bei den Perspektiven und Meinungen als mit der jetzigen SPD-Alleinregierung.
Für die Sanierung des Quartiers haben die Gängeviertler nun einen prominenten Mitstreiter mit ins Boot geholt: den Architekten und Michel-Restaurator Joachim Reinig. Reinig hat langjährige Erfahrung mit selbstverantwortlichen Projekten vorzuweisen, er war bereits an der Konzipierung des Schröderstifts beteiligt und wies auf die vielen guten Erfahrungen hin, die Hamburg mit derartigen Projekten gemacht habe.
Reinig forderte die Kulturbehörde dazu auf, das Potenzial des Areals offensiver zu nutzen. "Die Kulturbehörde muss sich bekennen", meinte er und kündigt für die stockenden Verhandlungen an: "Wenn ich Architekt des Vertrauens bin, kann ich auch vermitteln."
Es gebe immer auch eine Exit-Strategie für die öffentliche Hand, betonte Initiativen-Mitglied Heiko Donsbach, die Stadt könne nur gewinnen. Auf die Frage, was passieren wird, sollten die Verhandlungen tatsächlich den Punkt des "So wird das nix" erreichen, entgegnete er: "Das muss was werden."
Informationen über das Geburtstagsprogramm vom 26.-28.8. unter www.das-gaengeviertel.info