75.000 Tickets seit Monaten ausverkauft – Fans zelten auf Koppeln des kleinen Dorfes
Wackens Wiesen wummern auch in diesem August wieder unter den Bässen der Heavy-Metal-Welt. Am Donnerstag startet in dem beschaulichen Dorf mit 1.800 Einwohnern das laut Veranstaltern größte Metal-Festival der Welt. „Alle verrückten Leute an einem Platz“, sagt Björnar Nicolaisen. Der Norweger ist bereits das sechste Mal zum Wacken Open Air (W:O:A) gekommen. Die Stimmung und das Flair seien einzigartig.
Seit einem halben Jahr sind die rund 75.000 Tickets vergriffen. Bis Sonntag werden auf den Bühnen internationale Heavy-Metal-Größen wie Ozzy Osbourne, Motörhead und Judas Priest spielen. Bereits seit Tagen richten sich die „Metalheads“ in ihren Zelten ein.
Auf der sonst ruhigen Hauptstraße des Ortes kommen Autos am Mittwoch nur im Schritttempo voran. Horden vornehmlich dunkel gekleideter Menschen bahnen sich ihren Weg. Wer sein Bier nicht bis zum Zelt schleppen will, beauftragt einen der kleinen Jungs, die mit ihren Go-Karts Kurierdienste erledigen. „Bis zu zwölf Paletten“ könne er mit dem Anhänger transportieren, sagt der elfjährige Mattis.
In vielen Vorgärten sind Ausschänke aufgebaut. Andere Wackener verfolgen das Treiben auf der Hauptstraße vom Vorgarten aus. „Ich finde das schön“, sagt die Wackerin Irmggard Blunck. Seit Tagen bekomme sie Besuch von Freunden und Bekannten zum Kaffee. Auch zu Metal-Fans hätten sich im Laufe der Jahre Bekanntschaften entwickelt.
Dabei mussten sich die Wackener erst an die Metal-Fans gewöhnen. „Als ich 1996 in eine Kneipe ging, um etwas zu essen, haben die ganz komisch geschaut“, erinnert sich Jörg Gerboth. Er sei damals nach einigen Festival-Tagen „schon ein bisschen gezeichnet“ gewesen. „Ich hab mein Portemonnaie aufgemacht, Geld ist da, dann war die Welt in Ordnung.“
„Das ist eine entspannte Veranstaltung für alle“, sagt Polizeisprecher Hermann Schwichtenberg. Selbst Durchsuchungen liefen auf dem Festivalgelände erfahrungsgemäß „unaggressiv ab“. Der 61-Jährige ist das sechste Mal in Folge in Wacken im Einsatz. Größere Zwischenfälle wie Massenschlägereien habe es in den vergangenen Jahren nicht gegeben. Er führt dies auf die homogene Struktur des Publikums zurück: „Das Geheimnis liegt wahrscheinlich darin, dass sich hier alle einig sind.“
Unterdessen wurde das Festival durch einen schweren Verkehrsunfall überschattet. Wenige Kilometer vor dem Gelände fuhr ein 55-jähriger Lkw-Fahrer in eine Gruppe von drei Frauen und einem Mann, die auf dem Weg zum Festival waren und am Straßenrand standen. Dabei kam eine der Frauen ums Leben. Die beiden anderen Frauen und der Mann wurden schwer verletzt. Die Hintergründe des Unfalls waren zunächst unklar.
„Das Feeling hier, das gibt's nirgendwo anders“, sagt Roseane Szenguleit aus Rendsburg. Laut dem Hamburger Institut für Wetter/Klimakommunikation müssen sich die Metal-Fans in diesem Jahr allerdings auf Regen einstellen. „Es wird ein sehr wechselhaftes Festival mit einigen schönen Abschnitten“, sagt Geschäftsführer Alexander Hübener. Am Donnerstag ziehe in der ersten Tageshälfte ein Regenband durch, dass das Gelände „schon mal anfeuchten wird“. Laut Hübener sind für Freitag teils ergiebige Niederschläge sowie am Samstagabend Schauer und Gewitter zu erwarten.
Stammgast des Festivals ist seit Jahren die Wackener Feuerwehrkapelle, von den Fans „W:O:A Firefighters“ genannt. Sie wollten noch am Mittwochabend ihren ersten von mehreren Auftritten geben. „Das ist jedes Jahr wieder ein Erlebnis“, sagt der kommissarische Musikzugführer Peter Bornholt. Der Kapelle mache es „richtig Spaß zu sehen, wie sich die jungen Leute da austoben“. Im Programm des 35-köpfigen Musikzugs steht auch eine Variante des Metal-Hits „Highway to Hell“ von AC/DC. „Ich mag das auch mal hören“, sagt der 61-jährige Bornholt mit Blick auf Heavy Metal.