“Das Ding ist noch nicht perfekt“, sagt Katahrina Wagner. Aber die Verhandlungen laufen. Heute beginnen die Bayreuther Festspiele.

Bayreuth. „Wir sind in Verhandlungen, das ist aber noch keine Zusage.“ Wenige Stunden vor der Eröffnung der 100. Bayreuther Wagner-Festspiele beendete Katharina Wagner, eine der zwei Hausherrinnen, die Kaffeesatzleserei der letzten Tage: Frank Castorf, Intendant der Berliner Volksbühne, soll im Wagner-Jubiläumsjahr 2013 den „Ring“ inszenieren. Das sollte vor ihm zuletzt zwar auch der Filmregisseur Wim Wenders, doch daraus wurde dann bekanntlich nichts.

Der enorme Zeitdruck und die Vorsicht, ausgerechnet zum 200. Geburtstag des Komponisten nicht ein weiteres Mal mit leeren Händen dazustehen, sind so groß, dass Wagner warnte: Bevor nicht das komplette Team feststünde, könne man nicht sagen, „dass das Ding perfekt ist“. Als Bühnenbildner ist der Serbe Aleksandar Denic im Gespräch, der mehrfach mit dem Filmemacher Emir Kusturica („Super 8 Stories“, „Underground“) gearbeitet hat. Damit bleibt der schon gesetzte Dirigent Kirill Petrenko weiter in der Warteschleife, um zu erfahren, wer in zwei Jahren mit ihm das Wagner-Wagnis im Allerheiligsten der Zielgruppe eingehen wird.

NDR-Chefdirigent Thomas Hengelbrock, Dirigent des „Tannhäuser“ und wie Regisseur Sebastian Baumgarten ein Bayreuth-Debütant, fehlte beim Pressegespräch am Morgen des Premierentags. Doch Eva Wagner-Pasquier, die andere Hälfte der Doppelspitze, verriet immerhin, dass Hengelbrock, dessen Fakten-Leidenschaft bei der Auseinandersetzung mit Alter Musik geschärft wurde, keine normale Partitur, sondern das Faksimile des Autographen auf seinem eigens verbreiterten Pult im Orchestergraben benutzt.

Auch zu anderen akuten Bayreuther Baustellen blieben die Damen aus der Festspiel-Chefetage eher unverbindlich. Die eine verteidigte das Fehlen offizieller Liszt-Feierlichkeiten und eines Gedenkkonzerts am 22. Oktober, dem Liszt-Geburtstag, auf dem Grünen Hügel mit dem doch so üppigen Jubiläums-Angebot der Stadt Bayreuth; die andere hatte keine Lust, sich weiter über diese Thematik eines „Nicht-Konzerts“ auszulassen. Vor wenigen Tagen erst hatte Nike Wagner, Chefin vom Kunstfest Weimar, ihre ungeliebten Verwandten in einem „Spiegel“-Interview attackiert – deren Nichtstun zur Andenkenpflege des anderen gemeinsamen Vorfahrens sei „unverständlich, beschämend und skandalös“.

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Am Montagnachmittag werden die 100. Bayreuther Festspiele mit der Neuinszenierung des „Tannhäuser“ in der Regie des Berliners Sebastian Baumgarten eröffnet. Der 42-jährige ausgebildete Opernregisseur hat bereits mehrmals an Castorfs Volksbühne inszeniert und arbeitet in seinen Aufführungen an anderen Bühnen häufig mit deren Schauspielern zusammen. Am Grünen Hügel werde er die Idee der „Werkstatt Bayreuth“ nutzen und habe bereits jetzt Ideen, seine Inszenierung in den kommenden Jahren weiterzuentwickeln, sagte Baumgarten am Montag. Die Nachricht von der möglichen Verpflichtung seines Weggefährten Castorf für die Arbeit in Bayreuth wollte Baumgarten nicht kommentieren.