“Tannhäuser“, eines der populärsten Werke Richard Wagners, sorgte schon mehrmals für Skandale in der Theaterwelt. Zum Auftakt inzeniert Sebastian Baumgarten.

Bayreuth. "Tannhäuser“ zählt zu den populärsten Werken Richard Wagners. Die große romantische Oper über den "Sängerkrieg auf der Wartburg“ – so der Untertitel – wurde am 19. Oktober 1845 in Dresden uraufgeführt. Für die von Napoleon III. befohlene Pariser Erstaufführung erweiterte Wagner die Venusberg-Szene um die geforderte Ballett-Szene. Die Aufführungen im März 1861 gerieten dennoch zu einem der größten Theaterskandale in der Geschichte der Pariser Oper. Nach nur drei Vorstellungen zog Wagner sein Werk zurück. Auch der Meister selbst war nie ganz mit dem Stück zufrieden. Nur drei Wochen vor seinem Tod im Februar 1883 sagte Wagner, er sei der Welt noch den „Tannhäuser“ schuldig.

Seine Witwe Cosima bezog den „Tannhäuser“ erstmals 1891 in das Programm der Richard Wagner-Festspiele ein. In der Folgezeit sorgte das Werk in Bayreuth immer wieder für Aufsehen. Bei einer Wiederaufnahme 1904 tanzte Isadora Duncan barfüßig – für die damalige Zeit ein Skandal. Wieland Wagner sorgte 1961 mit der Verpflichtung von Grace Bumbry, der ersten schwarzen Venus, für eine Sensation. Dazu trug auch Maurice Béjarts Choreografie des Bacchanals bei, der einen wilden Tanz um das goldene Kalb aufführen ließ.

Einen Skandal löste auch die „Tannhäuser“-Inszenierung von Götz Friedrich im Jahr 1972 aus. Der Ostberliner Regisseur versuchte das Schicksal Tannhäusers sozialkritisch als „Reise eines Künstlers durch innere und äußere Welten“ darzustellen.

Zu den 100. Wagner-Festspielen gibt Sebastian Baumgarten sein Regie-Debüt mit dem „Tannhäuser“. Darin stellt Baumgarten den Konflikt des Titelhelden zwischen der sinnlichen Welt der Venus und dem klar strukturierten System auf der Wartburg in den Fokus. „Mir geht es nicht um die Sehnsucht nach traumhafter Opulenz, sondern um große grundlegende philosophische Aspekte“, sagte Baumgarten. Die Auswahl der Sänger bezeichnet der 42-Jährige als „absoluten Glücksfall“. Neben Lars Cleveman als Tannhäuser singen Michael Nagy den Wolfram von Eschenbach, Camilla Nylund die Elisabeth und Stephanie Friede die Venus. Günter Groissböck gibt den Landgraf, Lothar Odinius ist Walther von der Vogelweide. Zuletzt hatte Philippe Arlaud 2002 den „Tannhäuser“ auf dem "Grünen Hügel“ in Bayreuth inszeniert. Das Stück stand bis 2007 auf dem Spielplan.

(dpa)