Die ARD-Sportschau um 18.30 Uhr am Sonnabend steht auf der Kippe. Ab 2013/2014 könnte eine Web-Sportschau den Markt bedienen.
Frankfurt/Main. Die Fans der ARD-Sportschau sitzen möglicherweise künftig nicht mehr in der ersten Reihe: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) plant bei der spätestens Ende des Jahres beginnenden Ausschreibung der Bundesliga-Rechte auch mit einem Alternativmodell, das dem Pay-TV-Partner Sky mehr Exklusivität und der Liga damit mehr Geld als die bislang 412 Millionen Euro pro Jahr sichern soll.
Anstelle der Free-TV-Highlight-Verwertung in der ARD sonnabends um 18.30 Uhr soll bei diesem Modell ab der Saison 2013/2014 eine Art Web-Sportschau um 19 Uhr den frei empfangbaren Markt bedienen. Im Free-TV soll die Zusammenfassung des Spieltags dann erst ab 21.45 Uhr zu sehen sein. Dieses Modell könnte das Aktuelle Sportstudio des ZDF aufwerten, oder aber das Interesse von RTL oder Sat.1 wecken.
Doch zunächst muss das Bundeskartellamt die Pläne der DFL noch absegnen. Entscheidend wird dabei vor allem sein, ob eine mögliche Internet-Sportschau ähnlich viele Menschen in Deutschland erreicht, wie die ARD-Sportschau. In diesem Fall würde das Kartellamt der von der DFL gewünschten Ausschreibung mit beiden Szenarien wohl zustimmen.
„Es gibt Gespräche mit dem Kartellamt, die wir als konstruktiv ansehen. Es ist kein Geheimnis, dass wir ein zweites Szenario mit einer Ausstrahlung der Highlights nach 20 Uhr anstreben“, sagte zuletzt DFL-Chef Christian Seifert: „Das kann niemanden überraschen. Auch die ARD nicht. Es geht uns aber nicht darum, die Sportschau abzuschaffen, um mehr Geld zu erhalten. Jeder Bieter kann durch sein Angebot seine Präferenz unterstreichen.“
Die ARD, zum Sparen gezwungen, lehnt das jedoch mit Nachdruck ab. „Die Bundesliga ist nach 20 Uhr bereits einmal grandios gefloppt, und sie wird wieder floppen. Aber nicht in der ARD, denn daran haben wir kein Interesse“, sagte Steffen Simon, als WDR-Chef verantwortlich für die Sportschau. Ohnehin würde der Zuschauer laut Simon eine Internet-Sportschau nicht annehmen: „Die User haben gelernt, im Internet kleine Video-Schnipsel zu gucken, wann immer sie wollen. Bislang haben sie es aber nicht gelernt, sich zu einer bestimmten Zeit für einen Live-Stream vor den Rechner zu setzen.“
Allerdings herrscht offenbar großes Interesse an einer möglichen Vergabe einer Internet- und Mobilfunk-Sportschau. Der US-Internet-Konzern Yahoo ist nach Handelsblatt-Informationen bereit, in den Bieterwettbewerb einzusteigen. „Die Bundesliga-Rechte fürs Web sind für uns nach wie vor durchaus sehr interessant“, sagte Heiko Genzlinger, Vize-Deutschlandchef von Yahoo.
Bundeskartellamts-Präsident Andreas Mundt hatte zuletzt erklärt, dass sich die Bonner Behörde und die DFL in „konstruktiven Gesprächen“ befänden: „Wir müssen nun zunächst den Markt ermitteln, um festzustellen, welche Wirkungen die Zentralvermarktung hat und ob es konkrete wettbewerbliche Probleme mit den von der DFL geschnürten Paketen geben könnte. Hierbei geht es natürlich auch um das konkrete Vermarktungsmodell, das heißt, welche Medienrechte in welchen Paketen auf den Markt gehen. Dabei schauen wir uns alle Übertragungswege an, also auch Internet-Rechte“, sagte Mundt dem SID.
Bei der Zentralvermarktung der Medienrechte ab der Saison 2013/14 plant die DFL zudem mit dem bisherigen Modell, das aktuell der ARD-Sportschau die Berichterstattung ab 18.30 Uhr am Sonnabend erlaubt. Allerdings wäre es mit diesem Szenario kaum möglich, mehr Geld vom Pay-TV-Partner Sky zu erhalten. Das defizitäre Unternehmen braucht dringend mehr Exklusivität, um neue Kunden zu gewinnen und endlich aus der Schuldenfalle herauszukommen.
Bei der Vergabe der Bundesliga-Rechte in Pay-TV, frei empfangbarem Fernsehen, Internet und auf dem Handy geht es um viel Geld. Die Sender Sky, ARD, ZDF und Sport1 überweisen jährlich 412 Millionen Euro an die 36 Profiklubs. Den Löwenanteil zahlt der Bezahlsender Sky mit 240 Millionen Euro.
Weitere knapp 100 Millionen kommen von der ARD, die sich dafür die Ausstrahlung der Sonnabend-Höhepunkte in der Sportschau ab 18 Uhr sichert. Die Deutsche Telekom zahlt für die IPTV- und Mobilfunk-Rechte 25 Millionen Euro. Weitere 20 Millionen kommen vom ZDF sowie zehn Millionen vom Münchener Privatsender Sport1.