Hamburg. Die Verhaftung Ai Weiweis führt auch in der deutschen Kulturwelt zu Empörung. Der Deutsche Kulturrat fordert von China die sofortige und bedingungslose Freilassung Ai Weiweis und ein Ende der Einschüchterung und der Verhaftung von politisch aktiven Bürgern in China.
Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats: "Repressive Regime fürchten fast nichts mehr als Künstler, das haben wir in der jüngeren deutschen Geschichte erlebt und das zeigt uns gerade auch wieder China mit der Verhaftung von Ai Weiwei."
Auch Hamburger Künstler und Kulturschaffende zeigen sich bestürzt:
Sabine Schulze, Direktorin des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe: "Die Vorfälle in China machen klar, wie wichtig es ist, dass die Kunst bei uns frei ist. Ich wünsche mir für Künstler wie Ai Weiwei, dass sie nicht nur in der Kunstszene des Westens rumgereicht werden, sondern dass sie auch in ihrem Land frei arbeiten und die Leute erreichen können."
Meinhard von Gerkan, Architekt des renovierten chinesischen Nationalmuseums: "Die Festnahme ist für alle, die an eine schrittweise Öffnung des Landes durch eine Ausstellung wie ,Die Kunst der Aufklärung' (derzeit im chin. Nationalmuseum, Anm. d. Red.) glauben, ein herber Rückschlag. Es gibt zwar unbestritten noch viele beklagenswerte Ereignisse, aber man muss eines festhalten: Noch nie hat es in der Geschichte Chinas so viel Freiheit für das Individuum gegeben."
Rudi Kargus, Maler: "Ein Regime, gleich welcher Couleur, das keine Meinungsfreiheit zulässt, das unbequeme Menschen (nicht nur Künstler) verfolgt oder wegsperrt, diskreditiert sich. Es gilt, dies immer offen auszusprechen und anzuprangern."
Tina Uebel, Schriftstellerin aus St. Pauli: "Ich bin Schriftstellerin und freie Journalistin, als solche geht mir naturgemäß jedes Schicksal eines verfolgten, verhafteten, zensierten, schikanierten Künstlers, Schriftstellers, Journalisten, von dem wir erfahren, sehr nah. Mir ist bewusst, dass wir von vielen derartigen Schicksalen weltweit gar nicht zu hören kriegen. Nicht von ungefähr bin ich Mitglied bei Amnesty International und Human Rights Watch. Im vergangenen Jahr war ich in China. Der lernwillige Reisende sollte meines Erachtens grundsätzlich den Mund eher halten und dafür Augen und Ohren umso weiter aufsperren. Mein Weltbild wird mit jeder Reise komplexer, füllt sich mit Grauschattierung anstelle von Schwarz-Weifl und sich widersprechenden 'Wahrheiten'."