Nach fünf Jahren Pause meldete sich Jamiroquai live in Hamburg zurück. Ihre einst mitreißende Bestform ließen Jason Kay & Co. aber noch vermissen.

Hamburg. Auf dem ersten Blick war alles wie immer: Die elfköpfige Begleitband inklusive riesiger Percussion-Burg, Bläserfraktion und Background-Girls war da. Ein spaciges Bühnenbild war auch nicht zu übersehen. Und erst recht nicht der lustig wippende Indianer-Kopfputz von Sänger und Eintänzer Jason Kay. Ja, es war sichtlich Jamiroquai, aber hörbar eine nach fünf Jahren Schaffenspause leicht eingerostete britische Funk-Pop-Band.

Schon die Eröffnung mit dem Titelstück des neuen Albums "Rock Dust Light Star" blieb weitgehend auf ihrem Rhodes-Keyboard-Teppich hängen, die 7000 Fans im halb gefüllten Rund freuten sich eher auf Klassiker wie "Cosmic Girl", "When You Gonna Learn", "Deeper Underground" und "Alright". Jason und seine Musiker hingegen können diese in den Jahren seit der Gründung 1992 angesammelten Hits wohl nicht mehr hören. Vor allem "Little L", "Love Foolosophy" und "Travelling Without Moving" wurden für die aktuelle Konzertreise stark umarrangiert und durch balladesque Intros deutlich entschleunigt. "Feels Just Like It Should", nach 110 Minuten die einzige Zugabe des auffällig maulfaulen Ensembles, hat ebenfalls viel von seiner groovenden Mächtigkeit verloren.

Das Publikum freute sich dennoch überwiegend über das Wiedersehen nach langer Zeit und tanzte mit dem Bandleader ganz "Alright" den "White Knuckle Ride". Aber die mit- und hinreißende Form früherer Auftritte hat Jamiroquai noch nicht gefunden. Allerdings war das Hamburger Konzert auch erst der zweite Termin der Tournee, die am vergangenen Freitag in Zürich begann. In Autosammler-Kreisen, zu denen auch Jason Kay gezählt werden darf, würde man diesen Abend eine "Einstellfahrt" nennen. Schrauben anziehen, Schläuche und Ventile prüfen, Bremsen testen und langsam die Drehzahl erhöhen. Aber nicht in den roten Bereich.