Die Wise Guys sind die erfolgreichste deutsche A-cappella-Gruppe. Im ausverkauften CCH begeisterten die Kölner das Hamburger Publikum.

Hamburg. Ihre Bühnenshow reißt mit, vielleicht mehr, als es die so mancher normal instrumentierten Band tut. Verständlich, dass ihre Fans sie lieben. Die pfiffen, riefen und klatschten schon frenetisch, bevor die Wise Guys die Bühne des ausverkauften CCH überhaupt betreten hatten.

Schon nach den ersten zwei Liedern war deutlich zu merken, dass die Euphorie des Publikums von den Sängern auf der Bühne zurückgestrahlt wird: Die fünf haben Spaß an dem, was sie machen. Deshalb wurde auch eines Besseren belehrt, wer befürchtete, dass ein Konzert, dass ohne viel Brimborium und instrumentale Verstärkung auskommen muss, schnell langweilig werden kann.

Daniel "Dän" Dickopf, Marc "Sari" Sahr, Edzard "Eddi" Hüneke, Nils Olfert und Ferenc Husta toben über die Bühne, unterstreichen ihre ironisch-amüsanten Texte durch Gesten und viel Interaktion untereinander und mit dem Publikum, und peppen die Pausen zwischen ihren Liedern mit witzigen Zwischenmoderationen auf.

Es ist nichts auswendig gelerntes, was der Zuschauer zu hören bekommt, es ist persönlich und ehrlich. Bevor er den erstaunlich ernsten Text "Lisa" anstimmt, erzählt Daniel Dickopf die dazugehörige Geschichte eines Mädchens, dass unter der Scheidung seiner Eltern leidet und die Wise Guys in einem Brief gebeten hat, mal ein Lied über dieses Thema zu schreiben. Selbst ihre Wortlaute habe er übernommen, so Dickopf. So wie die Fans die Wise Guys ernst nehmen, so nehmen sie auch ihre Fans ernst.

Man neigt schnell dazu, eine Formation aus À Capella Künstlern in eine Schublade zu stecken. Man stellt aber bei den Wise Guys genauso schnell fest, dass es nicht funktioniert, weil sie mit ihren bildlich-kreativen Texten stets dem, was sie ausdrücken wollen, gerecht werden. Mit viel Witz und Ironie nehmen sie die sich selbst prostituierenden Facebook-Nutzer und die Deutsche Bahn aufs Korn, doch sie schrecken auch vor sich selbst nicht zurück: So moderierte Daniel Dickopf seine Kollegen Sari und Nils nach einer herausragenden Performance des Songs "Hamlet" mit den Worten "Der Hip Hopper, versteckt unter dem Mantel des À Capella Heinis" ab.

Die Frage, wie in aller Welt man es schafft, mir nur fünf Stimmen eine so voluminöse Sounddichte hinzubekommen, hat man nur zu Beginn des Konzerts. Sie wird sehr schnell überlagert von der Frage, wie in aller Welt es möglich ist, darüber hinaus auch noch eine Bühnenshow abzuliefern, die die Besucher so dermaßen mitzieht, dass sie sich mehrfach während des Konzerts einfach nicht auf den Sitzen halten können.

Vielleicht ist die Antwort darauf: Weil sie sich nicht aufdrängen. "Bleibt sitzen, wenn ihr wollt", so Dickopf. "Macht euer Ding, das ist ganz wichtig heute Abend!" Das Publikum gehorchte. Und stand auf.