Hamburg. Köln ist bekanntlich die Heimat zahlreicher Frohnaturen. Außerdem stammen aus der Region angeblich die meisten Lieder, über 40 000 an der Zahl. Das zumindest erzählt Daniel Dickopf, genannt Dän, Sänger und Sprachrohr der erfolgreichsten deutschen A-cappella-Gruppe, der Wise Guys. Und die stammen natürlich aus Köln.
Den Auftakt ihrer Tournee zum mittlerweile zehnten Album "Frei!" haben die fröhlichen fünf ausgerechnet in den Norden verlegt. Im ausverkauften CCH steuerten sie ihren Dampfer der guten Laune geradlinig und ohne zu schlingern durch den Abend.
Schon der Opener "Wir sind wieder da" entfesselte eine kollektive Klatschorgie im Saal. Auf der Bühne: eine launige Boygroup aus fünf leger gekleideten Enddreißigern mit einem Abo aufs Dauergrinsen.
Und wie in jeder Boygroup hat auch hier jedes Mitglied eine spezielle Rolle. Für die rhythmische Vocal Percussion sorgen Dän und der brummige Bass Ferenc Husta. Für die lasziven Gesangsparts sind der hübsche Tenor Marc Sahr, genannt Sari, und der bezopfte Bariton Edzard Hüneke, genannt Eddi, zuständig. Die Loser-Rollen im Repertoire verkörpert mit viel Selbstironie der Bariton Clemens Tewinkel.
Ihre Lieder schreiben die Wise Guys selbst. Markenzeichen: Jedermann-Situationen verpackt in intelligent-humorvolle Lyrik. Da geht es um die begrenzte männliche Gefühlswelt ("Relativ") oder um verbreitete Befindlichkeitsstörungen ("Es ist nicht immer leicht", "Langsam", "Du kannst nicht alles haben").
Anrührend verarbeitet Clemens Tewinkel in einer getragenen Ballade eine gescheiterte Beziehung ("Nur für Dich"). Als der stoisch zwischen Drumset und Hi-Hat oszillierende Ferenc Husta mit "Seemann" ein waschechtes Heimatlied anstimmt, brechen Begeisterungsstürme los.
Die Wise Guys performen ihren mit Mikroport verstärkten Gesang auf den Halbton exakt. Und ihre unverhohlene Begeisterung für die eigene Dichtkunst reißt mit.
Ihren ungewöhnlichen Namen wählten die Wise Guys ursprünglich, weil sie im Hildegard-von-Bingen-Gymnasium in Köln-Sülz, wo sie - bis auf Huta - gemeinsam die Schulbank drückten, als Besserwisser verschrien waren. Heute geben sie sich dagegen volksnah.
Eine feste Größe im Konzert-Programm der Wise Guys ist der sogenannte Afterglow. Im Anschluss an das Konzert suchen die frisch geduschten Sänger den persönlichen Kontakt zur Fanbasis. Sänger Dän verspricht: "Wir hören zu und werden auch antworten - im Rahmen dessen, was wir nachher zu Hause erzählen können."