Viele Stars waren bei der Cinema for Peace-Gala anwesend. Mehr als 112.000 Euro wurden bei einer Versteigerung eingenommen.

Berlin. Hollywood-Star Sean Penn ist für sein Engagment für die Erdbebenopfer auf Haiti am Montagabend mit dem Cinema for Peace-Ehrenpreis ausgezeichnet worden. Darüber hinaus erhielt er eine Million Euro für seine Hilfsorganisation. Laudator Guido Westerwelle würdigte Penn auf der Cinema for Peace-Gala in Berlin als Mann, der auf Haiti durch sein Engagement Leben gerettet habe. Der Oscar-Preisträger wies darauf hin, die Hilfe müsse angesichts der miserablen Zustände auf Haiti dringend weitergeführt werden.

Zu der Gala, die zum zehnten Mal stattfand und als gesellschaftlicher Höhepunkt zur Zeit der Berlinale gilt, waren unter anderem auch Christopher Lee, Bob Geldof und Boris Becker gekommen. Insgesamt waren rund 600 Gäste aus Kultur, Politik und Wirtschaft auf der Gala Cinema for Peace eingeladen.

Penn hatte nach der Erdbebenkatastrophe im Januar 2010 begonnen, den Betroffenen zu helfen. Seine Organisation „J/P Haitian Relief Organization“ betreibt in Haiti ein Lager für 55.000 Menschen.

Penn sagte bereits kurz vor der Gala, ein Jahr nach dem Erdbeben seien die Zustände auf Haiti noch immer untragbar. „Sechs Bomben in Afghanistan kosten so viel, wie wir für Port au Prince bräuchten.“

Vergeben wurden zahlreiche Preise, unter anderem für den „wertvollsten Film des Jahres“, mit dem Xavier Beauvois Film „Of Gods and Men“ ausgezeichnet wurde.

Die Gala sei nicht nur ein kulturelles, sondern auch ein politisches Event, sagte Geldof. Er forderte die deutschen Medien auf, noch kritischer über die Krisenregionen der Welt zu berichten. „Schreibt die verdammten Fakten auf.“

Es gab auch in diesem Jahr wieder eine Versteigerung. Unter anderem konnten ein Essen mit Placido Domingo, eine Gitarre von Led Zeppelin, oder ein Bild von Georg Baselitz ersteigert werden. Es kamen über 112.000 Euro zusammen.

Die Gala sorgte in der Vergangenheit häufig für Aufsehen. Unter anderem hatte hier Dustin Hoffman eine flammende Rede gegen den Irak-Krieg gehalten. Große Auftritte hatten auch Richard Gere, Leonardo DiCaprio und George Clooney.

Seit 2002 wurden durch die Gala rund drei Millionen Euro gesammelt. Ein Teilnehmer der Gala ist entweder in einer Funktion eingeladen oder er zahlt in der Regel 1.000 Euro, wovon 800 Euro an die gemeinnützigen Zwecke gehen und 200 Euro als Kostenbeitrag für die Gala verwendet werden. (dapd/abendblatt.de)

+++ Das Dossier zur Berlinale: +++

Filme, Stars und roter Teppich - Die Berlinale 2011

Zwischen die Kommentare, Erinnerungen und Reminiszenzen sind Aufnahmen von Bausch selbst geschnitten, auf die Tanzsequenzen folgen, auf der Bühne oder in der Stadt Wuppertal, jede Bewegung, jeder Baum, selbst die Schwebebahn werden zur Kulisse für die getanzte Philosophie von Pina Bausch. Es wäre einfach, "Pina" abzutun als Form einer in sanfte Bilder gegossenen Seichtphilosophie, die auf blumige Sätze beschränkt ist wie "Deine Zerbrechlichkeit ist auch deine Stärke" und "Du musst mit dem Herzen sehen, nicht mit den Augen". Es kommt also ein Wille zum Ausdruck, bei dem aber keine Bedeutung entsteht, sondern nur die Atmosphäre von betroffener Bemühtheit, durch die barfüßig getanzt wird. Tatsächlich wallen lange Haare und fließen Kleider, treffen entrückte Gesichtsausdrücke auf angespannt ausgebreitete Arme, untermalen melancholische Töne sparsame Farben. Trotzdem ist "Pina" keine Mischung aus Trauerhommage und Ausdruckstanzbetroffenheit. Am Ende des Films sitzt eine Tänzerin an einer Straßenkreuzung in Wuppertal, vor ihr steht eine billige Musikanlage, aus der eine Stimme von magischen Momenten singt. Ringsum ist Beton, monoton leuchtende Ampeln, Lastwagen rauschen vorüber. Die Frau blickt starr vor sich hin, bis ein Mann vorbeikommt, sie hochzieht und sie verschwinden, ohne dass zu sehen ist, warum und wohin.

In so einer Schwebe bleibt auch, woher die Gewissheit eigentlich kommt, die am Ende zu spüren ist: dass Wim Wenders mit "Pina" eine Stimmung einfängt, die vielleicht längst nicht mehr existiert und zu der die graubraunen Industrielandschaften westdeutscher Gegenden genauso gehören wie Pina Bauschs Art, über Kunst zu sprechen, nicht abstrakt, sondern unmittelbar, doch ohne große Worte.

In einer Festrede für Pina Bausch ein Jahr vor ihrem Tod sagte Wim Wenders, er habe, wenn er ihre Stücke betrachte, "das Einfachste und Selbstverständlichste als das Bewegendste überhaupt zu sehen gelernt: welcher Schatz unseren Körpern innewohnt, sich ohne Worte mitzuteilen, und wie viel Geschichten erzählt werden können, ohne dass ein Satz gesagt wird". Wim Wenders' Geschenk an Pina Bausch ist, ihre Kunst von der Bewegung zu zeigen, ohne ihr eine Bedeutung zu geben.

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