Das Programm ist komplett: Auf dem roten Teppich flanieren Stars wie Colin Firth und Madonna, in den Kinos laufen Dramen über Finanzen und die RAF.
Berlin. Die 61. Berlinale rollt den roten Teppich aus: Stars wie die Oscar-Anwärter Colin Firth und Jeff Bridges, Popsängerin Madonna, „Precious“-Darstellerin Gabourey Sidibe und die britischen Schauspielgrößen Vanessa Redgrave und Jeremy Irons kommen zu den Internationalen Filmfestspielen Berlin (10. bis 20. Februar).
Weit weg von Glanz und Glamour sind dagegen viele der rund 400 Filme, die in den verschiedenen Festivalreihen gezeigt werden. Politische und private Dramen über Blutrache, mörderische Beziehungsprobleme, skrupellose Manager, die RAF und atomare Katastrophen hat Dieter Kosslick in seinem zehnten Jahr als Festivaldirektor ins Programm geholt.
Einen Schatten auf das Festival wirft die Abwesenheit des iranischen Jurymitglieds Jafar Panahi. Der Regisseur wurde in seiner Heimat zu sechs Jahren Haft und 20 Jahren Berufsverbot verurteilt. „Das Urteil ist in Revision“, sagte Kosslick am Dienstag. Er habe deshalb noch ein kleines Quentchen Hoffnung, dass der Filmemacher doch noch ausreisen darf. Panahis Platz in der Jury unter Vorsitz von Isabella Rossellini wird in jedem Fall freigehalten.
Panahis iranischer Regiekollege Asghar Farhadi („Alles über Elly“) wird dagegen persönlich in Berlin erwartet. Der Silberne-Bären-Gewinner von 2009 zeigt im offiziellen Wettbewerb „Jodaeiye Nader az Simin“ (Nader und Simin, Eine Trennung).
Im Rennen um den Goldenen Bären sind 16 Filme, darunter Werke aus Ungarn, Frankreich, Argentinien, Südkorea, Russland, Israel, Großbritannien und den USA. Deutschland ist nur mit zwei Filmen in der Bären-Konkurrenz. Andres Veiel („Black Box BRD“) geht mit seinem Spielfilmdebüt „Wer wenn nicht wir“ über die Anfänge der RAF an den Start. Ulrich Köhler („Montag kommen die Fenster“) zeigt das Drama „Schlafkrankheit“ über deutsche Entwicklungshelfer in Afrika.
Wim Wenders 3D-Tanzfilm „Pina“ läuft ebenso außer Konkurrenz wie Yasemin Samderelis Einwanderer-Komödie „Almanya – Willkommen in Deutschland“. Kosslick betont aber, dass mit rund 100 deutschen oder mit deutscher Beteiligung gedrehten Filmen die einheimische Branche so stark wie nie zuvor vertreten sei.
Erstmals gibt es einen extra 3D-Tag auf der Berlinale. Neben „Pina“ werden das im Wettbewerb laufende Zeichentrickmärchen „Le contes de la nuit“ (Geschichten der Nacht) des Franzosen Michel Ocelot und in einer Sondervorführung Werner Herzogs Dokumentarfilm „Cave of Forgotten Dreams“ über die Höhlenmalereien im südfranzösischen Chauvet-Pont-d'Arc gezeigt.
Prominent besetzt ist JC Chandors US-Börsenthriller „Margin Call“ mit Kevin Spacey, Jeremy Irons und Demi Moore. Und obwohl ihr zweiter Film noch gar nicht fertig ist, wird Madonna garantiert für riesigen Wirbel sorgen: Sie stellt auf dem European Filmmarket erste, allerdings nur drei Minuten lange Szenen von „W.E.“ über die Liebe zwischen dem englischen König Edward VIII. und der bürgerlichen Amerikanerin Wallis Simpson vor.
Die Oscar-Kandidaten Colin Firth und Helena Bonham-Carter kommen mit „The King's Speech“ . US-Regisseur Joshua Marston („Maria voll der Gnade“) erzählt in „The Forgiveness Of Blood“ von albanischer Blutrache. In „Khodorkovsky“ von Cyril Tuschi geht es um den inhaftierten russischen Kremlkritiker Michail Chodorkowski.
Nach dem Dokumentarfilm „Stuttgart 21 – Denk mal!“ (Lisa Sperling/Florian Kläger) über das umstrittene Bahnprojekt ist eine Diskussion zum Thema Bürgerprotest geplant. In „An einem Samstag“ erzählt der Russe Alexander Mindadze, wie drei junge Menschen den Tag im April 1986 erlebten, an dem ein Reaktor im Kernkraftwerk Tschernobyl explodierte.
Eröffnet wird das Festival mit dem für zehn Oscars nominierten US-Western „True Grit“. Neben den Regie-Brüdern Ethan und Joel Coen kommen auch die Hauptdarsteller Jeff Bridges, Josh Brolin und Hailee Steinfeld zur Deutschland-Premiere.