Jafar Panahi wurde vom iranischen Regime zu sechs Jahren Haft verurteilt. Bei der Berlinale soll der Filmemacher trotzdem in der Jury sitzen.

Berlin. Die Internationalen Filmfestspiele von Berlin wollen an dem im Iran zu sechs Jahren Gefängnis verurteilten Regisseur Jafar Panahi als künftiges Jury-Mitglied festhalten. „Es ist erschütternd, dass ein renommierter Regisseur für seine künstlerische Arbeit bestraft wird“, sagte Berlinale-Chef Dieter Kosslick am Mittwoch. Er sei sehr besorgt über die Verurteilung des 50-Jährigen, der als Jury-Mitglied der 61. Festspiele vom 10. bis 20. Februar 2011 eingeladen ist.

Kosslick fügte hinzu, Panahi könne sich einer umfassenden Unterstützung der Festspiele gewiss sein. In keinem Fall sei geplant, dass ein anderer Juror seinen Platz in der Jury 2011 übernehmen solle. Der Regisseur war bereits Ehrengast der diesjährigen Berlinale und Gewinner des Silbernen Bären 2006 mit „Offside“. Ihm war schon im Februar die Ausreise verweigert worden. Panahi hatte sich nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl im Juni 2009 auf die Seite der Opposition gestellt und war im März dieses Jahres festgenommen worden. Deswegen konnte er auch nicht dem Ruf in die Jury des diesjährigen Festivals in Cannes folgen.

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Neben internationalen Filmgrößen wie Steven Spielberg hatte auch die Bundesregierung gegen die Festnahme Panahis während der Arbeiten an seinem neuen Film protestiert. Ihm wurde vorgeworfen, zu Protesten gegen die Regierung aufgestachelt zu haben. Panahi hatte hingegen Mitte November vor Gericht betont, kein politischer Filmemacher zu sein. Er war im Mai nach einem Hungerstreik auf Kaution freigelassen worden. Panahi setzt sich in seinen Werken kritisch mit der sozialen Situation im Iran auseinander.

Für sein Kinodebüt „Der weiße Ballon“ gewann er 1995 die Caméra d'Or in Cannes. Es folgten weitere Auszeichnungen bei den Festivals in Venedig und Locarno. (dapd)