Warum Darren Aronofsky einen Ballettfilm gedreht hat
Ob ich das Ballett mit meinem Film "Black Swan" dämonisieren wollte? Einige Leute mögen es so verstehen. Aber das war nicht meine Absicht. Ich wollte zeigen, wie viel Arbeit und Schmerz die Tänzer bewältigen müssen, um ihre Kunst zu schaffen. Ich hoffe, das verschafft dieser Kunst mehr Respekt. Was man auf der Bühne sieht, macht ja den Eindruck, als sei es total mühelos.
Natalie Portmans Charakter ist der weiße Schwan aus "Schwanensee". Im Ballett ist sie sehr zerbrechlich und jungfräulich und stürzt sich am Ende von einer Klippe. Das ist nicht nur die Entwicklung eines märchenhaften Charakters, sondern zeigt die Rahmenbedingungen eines knüppelharten Berufs.
Die Mühsal sieht man besonders gut, wenn man dichter herangeht. Hier ist das Kino gegenüber dem Theater im Vorteil. Wir hatten viel mit Verletzungen zu tun, verstauchte Knöchel zum Beispiel. Und einige Tänzer haben ihre Zehennägel verloren. Ich habe mich vorab mit vielen Tänzern unterhalten und mitbekommen, dass viele von ihnen unter Schmerzen litten. Keiner sprach freiwillig darüber. Es ist wie bei einer Geburt: Man vergisst den Schmerz sehr schnell. Im Film zeige ich deshalb blutige Füße und lasse die Knochen knacken. Geschundener Körper gleich geschundene Seele? Ich könnte nicht sagen, was zuerst kommt. Oder doch - wohl zuerst die Seele.
Wenn man eine so großartige Darstellerin wie Natalie Portman hat, muss man sie nicht vor sich hertreiben. Man öffnet einfach die Tür und lässt sie hereinspazieren. Junge Schauspieler wollen am Anfang ihrer Karriere vor allem herumbrüllen und heulen, danach vergessen sie das aber wieder. Ich habe Natalie die Rolle angeboten, sie hat sofort zugesagt. Und wie eine Wahnsinnige dafür gearbeitet. Ich hoffe, sie wird für all den Schmerz und Einsatz belohnt.