Alles andere als ein rosiger Ballett-Film: Eine Tänzerin zwischen krankhaftem Ehrgeiz und den tiefsten Abgründen ihrer Seele. Ein packender Psycho-Thriller.
Berlin. Gerade räumte Schauspielerin Natalie Portmann bei der Verleihung der Golden Globes in den USA ab, nun kommt am Donnerstag ihr aktueller FIlm "Black Swan" in die deutschen Kinos. Und der ist alles andere als eine heitere Hollywood-Geschichte. Aufhänger für den Film von US-Regisseur Darren Aronofsky ist einmal mehr der zerstörerische Ehrgeiz seiner Hauptfigur. Damit kennt sich Aronofsky aus. In "The Wrestler“ schickte er Schauspieler Mickey Rourke als abgehalfterten Kämpfer in den Ring, der sich nicht von Ruhm und Erfolg verabschieden kann. In seinem neuen Film "Black Swan“ lässt er Natalie Portman als besessene Ballerina um ihr Leben tanzen.
Nina (Natalie Portman) ist das Mädchen in Rosa. In der Wohnung ihrer Mutter erwacht die New Yorker Tänzerin morgens in einem rosafarbenen Kleinmädchen-(Alb)traum aus Plüschtieren und Kissen auf. Im niedlichen, natürlich rosa Ballerinen-Outfit eilt sie zu den Proben im Theater. Dort geht sie dunkle Gänge entlang bis zum Ballettsaal, wo das harte Training und die Konkurrenz unter den Tänzerinnen alles andere als rosig sind. Doch die ehrgeizige Nina zieht das große Los: Ballettdirektor Thomas Leroy, lustvoll dämonisch gespielt von Vincent Cassel, wählt sie für die Doppelrolle des guten weißen und des bösen schwarzen Schwans in "Schwanensee“aus.
Einziges Problem: Die zarte, hübsche und zurückhaltende Nina ist zwar die perfekte Verkörperung des unschuldigen weißen Schwans – doch der Charakter des verführerischen, bedrohlichen schwarzen Schwans ist ihr völlig fremd. Mit sexuellen Avancen will der Ballettdirektor Nina aus ihrer verbissenen Starrheit holen und aus ihr eine Schwarzer-Schwan-Verruchtheit herauslocken, die sie weder hat noch will. Doch die Ballerina nimmt die Herausforderung an und begibt sich auf die Suche nach den dunklen Seiten ihrer Seele. Die coole, immer schwarz gekleidete Compagnie-Kollegin Lily (Mila Kunis) ist ihr Vorbild und gleichzeitig ihre größte Konkurrentin - denn wenn Nina nicht endlich „böse“ wird, bekommt die Rolle des schwarzen Schwans Lily.
Unmerklich verliert sich Nina auf der Suche nach Vollkommenheit in einer Welt zwischen Wahn und Wirklichkeit. Ganz nah rückt die Kamera an die fanatisch trainierende Tänzerin heran. Fast lebensbedrohlich dünn, kratzt sie sich manisch und fast unbewusst die Haut immer wieder bis aufs Blut auf. Dunkle Gestalten huschen vor ihren Augen vorbei. Nicht nur ihr Geist, sondern auch ihr Körper werden immer mehr vom schwarzen Schwan in Besitz genommen – durch ihre Haut brechen Federkiele.
Als der Premierentag naht, ist Nina am Ende ihrer Kräfte und am Anfang ihrer endgültigen Verwandlung. Atemberaubend spannend ist der mit etlichen Horror-Elementen ausgestattete Thriller, mit dem Aronofsky den Zuschauer zu tiefenpsychologischen Deutungen einlädt – der Fluch des Ehrgeizes, eine krankhaft enge Bindung an die Mutter und die Angst vor den scheinbar dunklen Abgründen der eigenen Sexualität drohen die junge Tänzerin zu zerstören. Portman, die für ihre Rolle monatelang trainiert und Ballettstunden genommen haben soll, spielt und tanzt mit größter Leidenschaft und Intensität. Der Zuschauer nimmt ihr die Rolle der verzweifelten Schwanen-Prinzessin in jeder Sekunde ab.