Hollywood steht die „Party des Jahres“ bevor. Diesen Ruf genießen die Golden Globes. Ein zuverlässiger Oscar-Vorbote ist die Gala aber nicht.

Los Angeles. Es fließt reichlich Champagner, wenn im Ballsaal des Beverly Hilton Hotels in der Nacht zu Montag die goldglänzenden Weltkugeln verteilt werden. „Es ist die beliebteste Trophäen-Show überhaupt“, sagt Ricky Gervais, Gastgeber der 68. Golden-Globe-Gala , in einem Werbespot. Denn während der gesamten Feier dürften die Stars nach Lust und Laune trinken. Sonst wäre der Abend „verdammt unerträglich“, grinst der Komiker.

Seit Jahren sind die Globes der lockere Testlauf für den eher würdevollen Oscar, der erst Ende Februar in Hollywood seinen Auftritt hat. Auf dem Roten Teppich in Beverly Hills wird auch diesmal wieder ein Ansturm von Stars erwartet. Angelina Jolie, Johnny Depp, Nicole Kidman, Halle Berry, Natalie Portman, Jake Gyllenhaal, Colin Firth, Michael Douglas – sie alle sind für Preise nominiert.

Gleich drei Gewinnchancen hat „The Tourist“, das Hollywooddebüt des deutschen Oscar-Preisträgers Florian Henckel von Donnersmarck, der damit bei der Kritik allerdings voll durchgefallen war. Mit Depp und Jolie als besten Komödiendarstellern ist der Thriller in der Sparte „Komödie/Musical“ nominiert. Dort könnte auch der deutsche Regisseur Robert Schwentke mit der US-Produktion „R.E.D – Härter, älter, besser“ gewinnen.

Mit Kopfschütteln nahm Hollywood die drei „Tourist“-Nominierungen des Verbands der Auslandpresse Mitte Dezember auf. Depp, dessen Auftritt als blasser Jolie-Gefährte gnadenlos verrissen worden war, erhielt für „Alice im Wunderland“ noch eine zweite Nennung obendrauf. Das meisterhafte Western-Remake „True Grit“ der Coen-Brüder, ein Publikumsrenner und Kritikerfavorit, ging bei den Globe-Nominierungen dagegen völlig leer aus.

Galten die Globes zeitweise als ernstzunehmender Oscar-Vorbote, so ist dieser Ruf jetzt gründlich ruiniert. „Das ist doch wirklich ein Witz“, lästerte der Filmkritiker der „Vancouver Sun“ über den Filmpreis. Knapp 90 Mitglieder des obskuren Verbands der Auslandpresse, die kaum jemand kennt, bestimmen die Preisträger, verglichen mit knapp 6000 Akademie-Juroren, die über die Oscars entscheiden. Star-Glamour ist den Globe-Wählern wichtiger als Substanz, lästern manche.

In den vergangenen fünf Jahren war „Slumdog Millionär“ (2008) der einzige Globe-Gewinner in der Topkategorie, der dann auch bei den Oscars zum besten Film gekürt wurde. Im vorigen Januar wurde James Camerons „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ als bester Film gefeiert, bei den Oscars siegte dann aber Kathryn Bigelow mit ihrem Irak-Kriegsdrama „The Hurt Locker“.

Diesmal zieht das Historiendrama „The King's Speech“ von Regisseur Tom Hooper mit sieben Nominierung als Globe-Favorit ins Rennen. Colin Firth („A Single Man“) glänzt mit der wohl besten Darstellung seiner Karriere als stotternder Royal und Vater der amtierenden britischen Königin Elizabeth II. Geoffrey Rush könnte für seine Nebenrolle als Sprachlehrer von König George VI. ebenfalls einen Globe bekommen.

Je sechs Zuschläge gingen an David Finchers biografisches Drama „The Social Network“ und an das Boxdrama „The Fighter“ über zwei Brüder (Mark Wahlberg, Christian Bale) aus Amerikas Arbeitermilieu. Auf vier Globes dürfen Darren Aronofskys Psychothriller aus der Ballettszene „Black Swan“ und Christopher Nolans Science-Fiction- Drama „Inception“ mit Leonardo DiCaprio hoffen. Der deutsche Komponist Hans Zimmer könnte mit seiner „Inception“-Vertonung zum zweiten Mal Gold holen. Die erste Trophäe gewann er 1995 für „Der König der Löwen“.