Eine Widerrede von Hans-Juergen Fink
Die sechste von Colin Powells Regeln für Führungskräfte heißt: "Achte darauf, dass widrige Tatsachen einer guten Entscheidung nicht im Weg stehen." Eine kluge Regel, gerade beim Sparen an der Kultur.
Denn die Schäden, die haushaltsbürokratisch festgelegte Sparsummen draußen in der widerspenstigen Realität anrichten, werden die Freude über mögliche Einsparungen bald trüben, beim Schauspielhaus, bei den Privattheatern, beim Altonaer Museum und beim Denkmalschutz.
Am gravierendsten aber wird die Zukunft vieler Bürger dieser Stadt beeinflusst von der Kürzung bei den Bücherhallen. Sie trifft Menschen, die kein großes Bücher-Budget haben. Ein im europäischen Maßstab gut wirtschaftendes Bibliothekssystem mit steigenden Nutzerzahlen zu beschneiden, wo alle sinkende Bildung und wegbrechendes Kulturbewusstsein beklagen, sägt am Stamm der Gesellschaft. Diese Kürzung ist - gemessen an der sozialen Leistung der Bücherhallen - nicht verantwortbar. Der Schaden, den hier ein relativ geringer Sparbetrag anrichtet, ist immens.
Das müsste, in brennender Sorge, der Kultursenator seinen Senatskollegen klar machen. Eisenhartes Festhalten an erkennbar schädlichen Sparvorgaben wäre eine bedenkliche Kapitulation vor einem Neoliberalismus, dem selbst die kulturelle Grundversorgung nicht heilig ist.