Ein Kommentar von Heinrich Oehmsen
Drei Tage Reeperbahn Festival bedeuten drei Tage lang Schatzsuche. Nach einem neuen Trend, einer außergewöhnlichen Stimme, einem noch nie gehörten Sound. Das war in diesem Jahr nicht anders, im Programm versteckten sich so viele Diamanten, dass es für eine ganze Vitrine gereicht hätte. Konzertorte, auf die man nicht gleich kommen würde, erfüllen die Funktion von Schatzkästlein.
Das Imperial-Theater, sonst ein Ort für Krimi-Unterhaltung, hat sich beim Reeperbahn Festival zu einem Garanten für unbekannte und hochklassige Musik entwickelt. Die St.-Pauli-Kirche am Pinnasberg überzeugte als neuer Ort für stillere Musik. Das Gruenspan, im Sommer restauriert, ist mit der Warner Night seit Jahren ein Hotspot.
Genau auf diesem Weg muss das Festival weitermachen und sich nicht davon beirren lassen, dass einige der großen Locations wie das Docks nicht immer voll waren. Vielleicht braucht das Festival noch weitere fünf Jahre, bis noch mehr Musikfans begriffen haben, dass es aufregende Musik abseits des Mainstreams gibt. Die Organisatoren hatten den Mut, in diesem Jahr ein Programm ohne Headliner wie Deichkind oder die Editors zu gestalten. Dieser Mut ist bei stagnierenden Zuschauerzahlen nicht belohnt worden. Doch diese Courage ist eine Investition in die Zukunft des Musikstandorts Hamburg.